Tatsache ist, dass immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben. Offenbar ist ein Ausbildungsberuf seit einigen Jahren für die meisten Jugendlichen nicht mehr ganz so interessant. Die meisten wählen den akademischen Weg über ein Studium an einer Hochschule. Bis zum heutigen Tag wurden 250 neue Lehr-, Volontariats- und Anlehrverträge unterzeichnet. Der Mädchenanteil liegt bei 20 Prozent. Das ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Für Jugendliche mit Abitur ist eine Ausbildung in einem Betrieb offenbar weniger attraktiv. Die Folge: Immer mehr Lehrstellen sind unbesetzt. Natürlich sind auch demographische Entwicklungen an der Lage schuld.
Das IAWM erhofft sich nicht zuletzt Abhilfe von Personen mit einem Migrationshintergrund. Das IAWM unterstützt konkret motivierte Einwanderer, die über die Voraussetzungen zum Antritt einer Lehre verfügen, "sei es in Form von Nachhilfekursen oder Modulunterricht", erklärt die IAWM-Chefin Dr. Verena Greten. "Wir haben auch unser Bida-Team, d.h. berufliche Integration durch Ausbildungsbegleitung. Das ist ein Team bestehend aus einer Sozialpädagogin, einer Förderpädagogin und einem Psychologen."
Ungeachtet dieser Entwicklung bieten immer mehr Betriebe die Möglichkeit einer Ausbildung an. Dabei müsse ein Ausbildungsberuf nicht notwendigerweise weniger lukrativ sein, als ein Studium. "Technisch-berufliche Ausbildungen stehen den akademischen in nichts nach", meint Bildungsminister Harald Mollers.
"Wenn Sie eine duale mittelständische oder technische Ausbildung machen, dann haben Sie quasi eine Job-Garantie, gerade hier in Ostbelgien, wo die Arbeitslosigkeit sehr gering ist und wir mit einem massiven Fachkräftemangel zu tun haben. Auch die Verdienstmöglichkeiten sind äußerst interessant: Der gut ausgebildete Schreiner oder Metallarbeiter verdient mit Sicherheit nicht weniger als der Inhaber eines Bachelor-Titels."
Aktuell sind 139 Lehrstellen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft unbesetzt. Um entgegen zu steuern, wird versucht, Jugendliche schon früh für eine Lehre zu interessieren. Informationen erhalten sie über die Sozialen Medien oder auch aus der Zeitung. Zielorientierte Veranstaltungen wie Berufsmessen, Entdecker- oder Schnuppertage ergänzen die Angebote.
Das Ziel ist klar: Ausbildungsberufe müssen beworben werden, damit das Handwerk auch weiterhin goldenen Boden hat. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir jedem, der will, auch einen Platz und die Möglichkeit geben, ihn bestmöglich zu fördern und ihn in das System zu integrieren", so Mollers.
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