Sie sind nicht nur verschwägert, sondern auch Geschäftspartner. Ronny Eicher und André Michels haben sich vor zwei Jahren zusammengetan - der eine Möbelhändler, der andere Schreiner. Jetzt stehen sie in ihrem neuen 1.000 Quadratmeter großen Showroom, der am Wochenende eröffnet wird. "Wenn man eine Runde durch die Ausstellung geht, dann stellt man fest, dass die klassische Kojen-Platzierung nicht mehr vorhanden ist", erklärt Ronny Eicher. "Wir wollten alles großräumig machen und den Kunden zeigen, wie es zu Hause aussehen kann."
Mit "Raumformat. by eicher" geht Ronny Eicher neue Wege. Sein Vater Norbert hatte vor über 40 Jahren den Grundstein für den Familienbetrieb Eicher gelegt. In den 70er Jahren strömten viele deutsche und amerikanische Kunden in die Möbelstadt St.Vith. Damals waren vor allem rustikale Eichenmöbel gefragt. "Wir haben immer noch die Airbase in Spangdahlem - und noch immer kommen auch Kunden von da. Deswegen sind unsere Verkäufer auch alle dreisprachig: deutsch, französisch und englisch. Aber auch diese Kundschaft macht den Wandel mit, sie will Modernes haben und weiß auch, dass wir moderne Eiche haben", so Eicher.
In der hauseigenen Werkstatt werden viele Möbel auf Wunsch der Kunden handgefertigt. Hier legt Geschäftsführer André Michels auch schon mal selbst Hand an. Als Schreinermeister hat er vor acht Jahren mit seinem Raumformat begonnen. Durch die Zusammenarbeit mit Eicher eröffnen sich ihm neue Wege. "Wir haben jetzt die große Möglichkeit, drei Komponenten zu vereinen: der klassische Handel, die hohe Handwerkskunst unserer Region und die Dienstleistung unserer Innenarchitekten. Diese Kombination macht den großen Unterschied im Vergleich zu klassischen Schreinern", glaubt André Michels. "Wir können das Konzept individuell nach den Bedürfnissen des Kunden anpassen."
In dem neuen Komplettservice mit Beratung, Planung und Durchführung sehen die beiden Unternehmer eine Zukunft. Das Konzept trage der Entwicklung der Branche und der Nachfrage der Kunden Rechnung, sagt André Michels.
Der Wettbewerb in der Möbelbranche ist härter geworden. Als kleines Unternehmen mit gerade mal zehn Mitarbeitern müsse sich der Eifeler Betrieb gegenüber der großen Konkurrenz behaupten. "Der Mittelstand verschwindet. Auch wir kämpfen gegen die großen Häuser mit 30.000 oder 40.000 Quadratmetern. Über den Service können wir aber klein, aber fein widerstehen", erklärt Ronny Eicher.
Die Möglichkeiten sind unendlich geworden, und der Verbraucher hat heute die Qual der Wahl. Auch hier sieht André Michels eine Chance und eine steigende Nachfrage nach Orientierungshilfen. "Die Vielfalt an Materialien hat in letzten Jahren extrem zugenommen. Wir möchten den Kunden mitbegeistern, diesen Weg mitzugehen und nicht nur klassische Eichenmöbel, sondern auch andere Möglichkeiten aufzuzeigen", sagt André Michels.
Alleine kann der kleine Betrieb mit gerade mal zehn Mitarbeitern nicht alle Kundenwünsche umsetzen. Dafür brauchen die Unternehmer Partner - neben ausländischen Handelsfirmen setzen sie auf ostbelgisches Handwerk. "Zum einen haben wir den Vorteil durch die Eicher-Gruppe, dass wir verschiedene Gewerke selbst inne haben", sagt André Michels. "Zum anderen versuchen wir, gute Partner aus der Region mit ins Boot zu nehmen: sei es der Maler oder Steinmetz."
Auch wenn die beiden Unternehmer nach eigenen Angaben über ein kompetentes Team verfügen, ist der Fachkräftemangel hier ein Thema. Aber Ronny Eicher betont: "Ich mag es nicht zu klagen. Aber die Politik muss sich bewusst werden, dass es vor allem hier im Süden der Eifel schwierig ist, Fachpersonal zu finden durch die Nähe zu Luxemburg."
Ronny Eicher und André Michels sind überzeugt, mit ihrem neuen Geschäftsmodell den richtigen Weg gewählt zu haben.
mb/mg