Ein Pilzexperte sollte vor allem eines können: Pilze finden. Und das gelingt dem Pilzführer Uwe Koch am Haus Ternell. Koch bildet die Naturführer für das Hohe Venn aus, und die müssen nicht nur die guten Pilze erkennen, sie müssen auch wissen, was gerade nicht so gut ist. Und so kommt seine erste Mahnung an seine Zuhörer, die um ihn herumstehen, schon beim allerersten Pilz:
"Radioaktive Elemente wie Cäsium sind Metalle und bilden auch Salze, und das bedeutet, die Pilze nehmen die auch auf. Das heißt, die Pilze werden dann radioaktiv." Die Frage sei immer, wie es mit Radioaktivität in unseren Ländern aussehe. In Bayern zum Beispiel würde er nur mit Geigerzähler sammeln, sagt Koch, denn dort seien die Pilze stellenweise stärker radioaktiv verseucht.
Ein strahlender Pilz schädigt direkt die menschlichen Organe und kann Krebs verursachen, sagt der Pilzführer. Denn auch mehr als dreißig Jahre nach dem Supergau des Atomkraftwerkes in Tschernobyl sind Pilze immer noch stark radioaktiv, wenn auch nicht alle. So meldet es auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner aktuellen Internetseite – je nach Region unterschiedlich.
Entwarnung gibt es nicht für Pilze aus dem an Belgien angrenzenden Rheinland-Pfalz. Dort messen sie an Wildschweinen, die eben sehr gerne Pilze essen, immer noch überhöhte Strahlenwerte.
Klimawandel
Und was macht der Klimawandel mit den Pilzen? Wie wirken sich die heißen und trockenen Sommer und milden Winter aus. Merken die Pilze, das was sich ändert?
"Zum Klimawandel kann ich nur das sagen: Die teuren Trüffel aus Italien und Frankreich haben es mittlerweile geschafft, die Alpen zu überqueren. Das heißt, wir finden sie in Freiburg im Schwarzwald. Erst gestern rief mich einer an aus Jülich und sagte, er hätte Trüffel in seinem Garten gefunden", erzählt Uwe Koch.
Wärmeres Wetter scheint einigen Pilzen zu gefallen, doch das gilt nicht für alle. "Zwischen Juni und August sind einige Pilze ausgefallen, weil es einfach viel zu warm war. Pfifferlinge etwa hatten wir dieses Jahr überhaupt nicht", sagt der Pilzführer.
Dabei machen sich die gelben kleinen Pfifferlinge ganz besonders gut an der Nase. Es gibt so einige Pilze, die man am Geruch erkennen kann, sagt der Pilzführer und Biologe Koch. "Die wenigsten Leute wissen, dass Pfifferlinge wie Blumen riechen. Der tödlich giftige Knollenblätterpilz riecht nach Honig, und wenn Sie einen Sprödblättler nehmen, wie der Heringstäubling, der riecht nach Fisch. Der Stachelbeertäubling riecht nach Obst, nach Stachelbeeren hauptsächlich."
Koch schickt seine Suchergruppe auf einzelne Streifzüge durch ein Waldgebiet. Anschließend sichtet er die Pilzfunde der Teilnehmer. Dann warnt er: Wer vorhin den Risspilz und den Hautkopf gefunden hat, der sollte sich unbedingt im Getzbach die Hände waschen. Zwar darf man den rauen Hautkopf anfassen, aber wenn man später etwas isst oder die Hand an den Mund führt, besteht ein Vergiftungsrisiko, sagt der Experte.
Katja Engel