Der Name Laurian Moris dürfte selbst den meisten St. Vithern unbekannt sein. Vielleicht ist dem ein oder anderen die Namensplakette aufgefallen, die nun dem Rathaus gegenüber am Geschäft Freni steht - dort, wo früher das Haus stand, in dem Laurian Moris aufgewachsen ist.
"Laurian Moris ist als Lorentz Moris hier in St. Vith geboren. Sein Vater stammt aus Luxemburg, seine Mutter aus der alteingesessenen St. Vither Familie Molitor. Er war auch hier im Junggesellenverein", wie Walter Warny vom St. Vither Karnevalskomitee erklärt.
Noch heute werden seine Texte "Der Karneval" und "Ein Traum" als Karnevalslieder in St. Vith gesungen. Auch von den "Löressen" gibt es eine stimmungsvolle Interpretation. Die Melodie ist jedoch erst später hinzugekommen. Die Lieder waren ursprünglich wohl eher als romantische Gedichte angedacht. Denn als großer Karnevalist ist Moris nicht bekannt gewesen, dafür wurde aus ihm aber ein Freigeist und Vertreter der Romantik: "Seine Texte sind wohl eher Ausdruck seiner Emotionen, wie es damals in der Romantik üblich war", erläutert Klaus-Dieter Klauser vom Geschichtsverein ZVS.
Die Texte der Romantik sind in der Regel als Flucht aus der realen Welt angedacht, die während der Industrialisierung teilweise mit sozialem Elend verbunden war. "Stimmungslieder, wie die von Moris, sind ein Gegenpol dazu", so Klauser.
Freigeist, den es in die Ferne zog
Lange Zeit hat Moris in St. Vith nicht verbracht. Prägende Jahre waren vermutlich seine Studienzeit: "Er sollte Theologie studieren und Geistlicher werden, hat dann aber Philosophie und Philologie studiert - vermutlich in Heidelberg", sagt Klauser. "Dort kam er in Kontakt mit anderen Literaten, dazu gehörten bekannte schwäbische Dichter."
In seinen Kreisen waren auch liberale Ideen gängig: "Man verlangte Gedankenfreiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit. Diese Leute waren keine Revoluzzer mit Schusswaffen, sondern mit Schreibkiel und Texten wollten sie eine Revolution vorantreiben", so Klauser.
Einige Freunde von Moris landeten wegen ihrer revolutionären Gesinnungen im Gefängnis. Auch ihm wurde womöglich der Boden zu heiß, denn um 1850 zog es ihn nach Paris, wo er zehn Jahre verweilte. Dort schließt er Bekanntschaft mit dem berühmten deutschen Dichter Heinrich Heine.
In der Fremde die Heimat nicht vergessen
In dieser Zeit sucht Moris aber auch Kontakt zur alten Heimat - und schreibt Gedichte, die in Malmedy veröffentlicht wurden, wie Klaus-Dieter Klauser erklärt. "In Paris erholt er sich sozusagen von den Revolutionsjahren in Deutschland, und widmet sich der romantischen Literatur. Man könnte ihn als romantischen Revoluzzer bezeichnen."
Beständig wird der Schriftsteller aber erst später in Russland. Was ihn dort hinzog, ist unbekannt: "Da ist er plötzlich Direktor der Oper. Er heiratet auch dort eine wohlhabende Tochter eines Juweliers", erzählt Klauser. Gemeinsam hat das Paar einen Sohn und verbringt wohlhabende Jahre in Moskau.
Laurian Moris stirbt durch einen unglücklichen Unfall: Bei einer Tischrede stolpert er und kommt wenig später aufgrund der Verletzung um.
Bis zu seinem Tod mit 63 Jahren verreiste Laurian Moris noch immer gerne. Sein ganzes Leben lang zog es ihn in die weite Welt, den Bezug zur Heimat hat er aber nie ganz verloren - zumindest in seinen Gedichten nicht. Die Sehnsucht nach Heimat spiegelt sich womöglich auch in dem Gedicht "Frieden" (1855) wider: "Pfleg' die Lieb' im Elternkreise, schaff, durch ihren Schein erhellt, und daheim dann, sonder Reise, findest du die ganze Welt!"
Raffaela Schaus