Der ein oder andere hat sich dann doch gewundert, dass der neue Büllinger Pastor fürs Erste in einem Wohnmobil vor dem Pfarrhaus lebt. Ihm selbst macht das überhaupt nichts aus – im Gegenteil.
"Ich könnte auch bei meinem Bruder wohnen. Aber hier hinter der Kirche, im Herzen meines Pfarrverbandes, bin ich bei den Menschen. Ich bin schon froh, dass ich vor Ort bin. Und abends brauche ich nicht mehr nach Manderfeld, ich kann mich hier direkt aufs Ohr legen."
Vor zwei, drei Jahren habe er das Wohnmobil von einem Freund gekauft, sagt Albert Brodel, der auch gerne verreist. Jetzt, bei seinem Umzug in seine neue Pfarre, leistet das Zuhause auf Zeit ihm wertvolle Dienste.
Denn auch wenn seine Wohnung im Pfarrhaus noch nicht fertig ist – in Büllingen wurde der neue Seelsorger sehnsüchtig erwartet. "Seit einem Jahr gab es die Vakanz. Es war kein Pfarrer da. Dechant Theiss hat hier kräftig unterstützt und neue Strukturen eingeführt, die es mir erlauben, das zu übernehmen."
Auch wenn Albert Brodel in Manderfeld aufgewachsen ist, bringt die Rückkehr in seine Heimatgemeinde für den heute 52-Jährigen doch auch viel Neues. Immerhin war er nach seinem Abitur an der Maria Goretti in St. Vith rund 33 Jahre außerhalb von Ostbelgien tätig, angefangen beim Priesterseminar und den Studien der Philosophie und Theologie in Namur und Lüttich.
"Ich habe dann 1993 als Kaplan in Herstal angefangen und war dort fünf Jahre. Dann habe ich meine erste Stelle als Pfarrer in Soumagne und Olne angetreten, für 14 Jahre. Und dann bin ich ins Dreiländereck nach Bleyberg/Montzen gekommen, sieben Jahre lang." Bis der Ruf aus der alten Heimat kam.
Seit Anfang des Monats arbeitet Albert Brodel nun als Seelsorger im weitläufigen Pfarrverband Büllingen mit seinen rund zwei Dutzend Dörfern und Weilern, mit teils langen Wegstrecken. "In der Vergangenheit hat es hier in der Gemeinde Büllingen acht Priester gegeben, jetzt nur noch einen. Ich kann nicht überall sein und zähle darum auf die Unterstützung durch Laien."
Auch organisatorisch bekommt der neue Pastor Hilfe. Im Pfarrhaus wird nicht nur die Priesterwohnung im Obergeschoss renoviert. Die Gemeinde lässt in Eigenregie auch das Erdgeschoss herrichten: für Versammlungen und das Pfarrsekretariat. Die Auswahlgespräche für die neue Stelle haben vor wenigen Tagen stattgefunden.
"Mehr denn je sind wir Pastöre angehalten, nicht im Pfarrhaus zu verweilen, sondern unterwegs zu sein. Wir werden hier und da gebraucht. Und dann muss eine gute Seele da sein. Früher war es die Haushälterin, jetzt gibt es eine Pfarrassistentin, und die hat schon recht viel zu tun." Und da ist der vorübergehende Einzug des neuen Pastors in ein Wohnmobil vor dem Pfarrhaus dann wirklich nur eine Randnotiz.
Albert Brodel wird am Sonntag, dem 29. September, um 14:30 Uhr in der Kirche von Rocherath offiziell in seine neue Funktion als Pastor im Pfarrverband Büllingen eingeführt.
Stephan Pesch