Ein Dorf ohne Treffpunkt: In Mürringen ist das, was vielen Dörfern blüht, undenkbar. Das Café Köneks hatte im Juli geschlossen. Grund genug für die Dorfgemeinschaft, einen Aufruf für Jaspesch zu starten.
"Das Rundschreiben ging los, und innerhalb von einer Woche hatten wir über 100 Ehrenamtliche, die bereit sind, zu helfen, um eine Wirtschaft für Mürringen zu erhalten", sagt Ingrid Rupp von der VoG Dorftreff. "Das ist eigentlich das Wichtigste: dass Mürringen ein Treffpunkt für jung und alt bleibt."
Die Erwartungen sind übertroffen worden. 100 Leute wurden für Jaspesch gesucht - 120 haben sich schon gemeldet. Je mehr mitmachen, umso weniger bleibt für den Einzelnen zu tun, sagt Ingrid Rupp. "Es sind etwa sechs Stunden pro Schicht. Außer sonntags, da sind es vier. Die Leute waren bis jetzt ganz zufrieden."
"Was ganz wichtig ist: dass es ihnen Spaß macht, dass es sie nicht überfordert. Unser Plan ist, jeden zwei oder höchstens drei Mal im Jahr für eine Schicht einzusetzen. Es sein denn, sie melden sich öfters, was wir jetzt auch schon hatten." Die Arbeit soll überschaubar bleiben.
Unter den Ehrenamtlichen sind junge Leute, ältere Leute und natürlich ganz viele Junggebliebene. "Wir haben Leute von 18 bis 99 gefragt. 99-Jährige haben wir nicht im Dorf, aber der Älteste, der sich gemeldet hat, ist 70 Jahre alt", sagt Ernst Simon. Als Konkurrenz zu anderen Betrieben, die nicht ehrenamtlich arbeiten, sehen sie sich nicht. Gäbe es Jaspesch nicht, hätte Mürringen gar keine Wirtschaft mehr.
Das Kneipensterben macht vor den Eifeldörfern nicht halt. In Mürringen möchte man sich damit nicht abfinden. "Vor 30 Jahren hatten wir noch drei Kneipen. Das war dann zuletzt auf eine Kneipe reduziert. Und jetzt sind wir, seit dem 23. August, die einzige Kneipe", so Rita Drömmer.
Hinter der Kneipe im Eingangsbereich befindet sich der Saal Jaspesch. Für die Vereine sei der Saal noch wichtiger als die Wirtschaft, sagt Marcel Josten. "Mürringen ist ein Vereinsdorf. Wir haben den Musikverein, den Spielmanns- und Gesangsverein, Karnevalsverein, Theaterverein."
"Wir haben zwei Kappensitzungen im Dorf und sieben Theateraufführungen, ein Herbstkonzert, ein Spielmannszugtreffen und ein Sängertreffen, das Cäciliafest und Wanderungen. In Mürringen, das ist schon legendär", findet Marcel Josten.
Der Saal ist in die Jahre gekommen und das Materiallager ist viel zu klein. Die VoG hat Zuschüsse bei der Gemeinde und der DG beantragt. Einen Teil der Gelder möchten die Vereine zur Verfügung stellen. Dann bleiben immer noch etwa 100.000 Euro für die Einwohner. Die sollen über Spenden und Nutzungsgutscheine finanziert werden.
"Die Leute kommen und sagen: Hört mal, wenn ihr Arbeit habt, meldet euch! Wir sind da. Ich als absoluter Pessimist, was das Projekt anbelangte, bin jetzt einer von den stärksten Optimisten. Es macht noch mehr Spaß, wir haben jetzt wieder Elan bekommen, um uns da wirklich reinzuknien und das Ding hoffentlich bis zum Ende durchzuziehen."
Wenn alles gut läuft, soll der Neubau vom Saal Jaspesch nächstes Jahr starten. In Mürringen ist man zuversichtlich – denn an Motivation und Eigeninitiative fehlt es hier nicht.
cs/km