Die letzten Aufbauarbeiten laufen. Der 50 Meter lange Anlaufsteg steht beinahe "zum Absprung bereit". Der Pressesprecher des Domspringens, Kai Meesters, freut sich auf einen spannenden Wettkampf. "Das einzige Problem könnte das Wetter werden, aber da sind wir optimistisch. Die Herausforderung ist es immer, ein gutes Teilnehmerfeld hier nach Aachen zu bekommen. Das ist uns in den letzten 15 Jahren sehr gut gelungen", erklärt Meesters.
"In diesem Jahr haben wir noch mal eine Schippe drauflegen können, aufgrund der besonderen Konstellationen. In diesem Jahr finden die Weltmeisterschaften der Leichtathleten nach unserem Meeting statt. Das heißt, das NetAachen-Domspringen ist eine Generalprobe für die Stabhochspringer. Deshalb haben wir auch dieses Jahr Weltklasseathleten, Weltmeister und Olympiasieger hier."
Mit dabei unter den Stabhochsprungathleten: der Hallen-Weltrekordhalter und Olympiasieger aus Frankreich, Renaud Lavillenie. Auf ihn freute sich die 17-jährige Newcomerin Laura Giese. Die gebürtige Aachenerin konnte sich mit guten Leistungen während der Saison für ihre erste Teilnahme am Domspringen qualifizieren. Sie belegte den fünften Platz bei der deutschen U18-Meisterschaft. "Da war auch schon ein relativ großes Publikum, aber es ist natürlich nochmal was ganz anderes, jetzt hier mit den riesengroßen Athleten zu springen, die wirklich weltweit bekannt sind", findet Giese.
"Ich bin auf jeden Fall schon nervös, aber ich freue mich auch einfach ziemlich. Und dann hoffe ich, dass es vielleicht auch mal an die Spitze in Deutschland gehen kann. Das weiß man natürlich jetzt nicht, aber ich werd auf jeden Fall dabei bleiben."
An die Spitze Deutschlands hat es Bo Kanda Lita Baehre bereits geschafft. Er ist aktueller deutscher Hallenmeister und U23-Europameister. Ende September wird er bei der WM in Katar mitspringen. "Ich bin jetzt gestern aus Berlin wiedergekommen, von meinem letzten Wettkampf. Ich bin natürlich aufgeregt vor dem Aachener-Domspringen, weil es ein Wettkampf ist, wo man alles zeigen möchte", sagt Bo Kanda Lita Baehre. "Wenn man technisch sauber springt, dann kommen die Höhen eigentlich von alleine. Die WM ist in vier Wochen. An sich schätze ich meine Chancen gut ein, ich fühle mich fit. Finale oder eine Top 5-Platzierung wäre natürlich optimal. Das nehme ich mir auch vor und das traue ich mir auch zu."
Zuversichtliche Worte des Europameisters. Seine Bestleistung liegt bei 5,72 Meter, weshalb er mit seiner Sprunghöhe in Aachen von 5,51 Meter nicht ganz zufrieden war. Die 5,61 Meter verpasste er knapp. Aber mit seiner Platzierung vor dem Polen Piotr Lisek, dem aktuellen Vizeweltmeister, dürfte er zufrieden sein.
Auch beim Olympiasieger Lavillenie hätte es besser laufen können. Er scheiterte drei Mal an seiner Einstiegshöhe und belegte den letzten Platz.
Aus belgischer Sicht wurde es gegen Ende, beim Kampf um die oberen Platzierungen, noch einmal spannend. Am Ende belegte der belgische Rekordhalter Ben Broeders den dritten Platz. Bei den Frauen wurde ebenfalls eine Belgierin Drittplatzierte: Chloé Henry. Ihre drei Fehlversuche ermöglichten es der junge Aachenerin Laura Giese, an der Belgierin vorbeizuziehen.
Trotz des durchwachsenen Wetters war Laura sehr zufrieden. "Es hat mega Spaß gemacht. Die Atmosphäre war toll. Die Zuschauer haben einen echt auch über die Höhen gepuscht. Am Anfang war es sehr schwer für mich, weil es extrem windig war. Dann hat man ein bisschen Probleme vorne, den Stab runter zu kriegen und auch noch mit Druck anzulaufen", erklärt Laura. "Von daher bin ich jetzt ziemlich froh, dass ich noch 3,71 Meter gesprungen bin" - nur knapp unter ihrer Bestleistung.
Auch der Sieger Melker Svärd Jacobsson, Dritter bei den diesjährigen Halleneuropameisterschaften, wurde von den Wetterverhältnissen kaum beeinträchtigt. Mit 5,61 Meter kam der Schwede nah an seine persönliche Bestleistung heran. Nach seinem Sieg versuchte er, noch drei Mal über die Olympianorm zu springen. "Wer 5,80 Meter springt, der ist qualifiziert. Und deshalb ist das jetzt die nächste Sprunghöhe für Melker Svärd Jacobsson, den Sieger im NetAachener-Domspringen 2019. Also bringen wir ihn gemeinsam zu den Olympischen Spielen."
Die Olympianorm übersprang er dann in Aachen nicht mehr. Aber den Sieg beim 15. NetAachen-Domspringen konnte ihm keiner mehr nehmen.
Olga Duckwitz