Eine der letzten Szenen ist bald im Kasten: ein älteres Ehepaar - neben zwei Jugendlichen die Protagonisten des Films - ist kurz vor dem Aufbruch zu einem Spaziergang, der dramatisch in einer Gewitternacht enden wird. Julius Pfeiffer führt Regie. Drehort ist das Haus seiner Großeltern am Prümer Berg in St.Vith. Das Wohnzimmer wird zum Filmset.
Julius hat das Projekt mit zwei Kommilitonen von seiner Hochschule in Mainz auf die Beine gestellt: sein Freund Tim Schlenstedt übernimmt die Kamera und Laura Höner die Regieassistenz. "Sie waren auch schon öfter hier und waren immer begeistert von den Wäldern und der Landschaft. Das kriegt man ja nicht überall zu sehen. Wenn man hier aufwächst, hält man das für ganz normal", erklärt Julius. "Wir hatten schon kleine Filmprojekte gemacht. Dann hatten wir die Idee zu dieser Geschichte, die an einem Abend spielt, und haben das zusammen ausgearbeitet und beschlossen, auch hier zu drehen."
Das Drehbuch hat Julius Pfeiffer selbst geschrieben und dabei seine Kindheitserfahrungen aus der Eifel einfließen lassen. Auch die Drehorte hat er ausgesucht. "Die Locations waren zum größten Teil im Raum St. Vith. Wir haben in Oudler in einer Fritüre gedreht. Wir haben viel in den Wäldern hier oben am Prümer Berg gedreht. Wir haben im französischsprachigen Teil an einem kleinen See gedreht, in einem Haus in Medell und jetzt hier auf dem Prümer Berg noch sehr viel."
Für die Dreharbeiten konnte Julius Pfeiffer neun weitere Mitstudenten gewinnen. Sie haben - ebenso wie die vier Darsteller - unentgeltlich an dem Projekt mitgewirkt, und so konnten alle üblichen Posten eines Filmsets besetzt werden. "Zwei Lichtleute, drei Kameraleute, Leute, die sich um Maske, Kostüm und Ausstattung kümmern, Tonleute natürlich und Henry, unser Aufnahmeleiter, dessen Aufgabe es ist, den Drehplan im Auge zu behalten, uns auf die Finger zu hauen und zu sagen, wir müssen uns beeilen, damit wir zeitig ins Bett kommen und genug Ruhezeit haben."
Acht Drehtage haben sie hinter sich. Nicht alles ist perfekt gelaufen. "Zum Beispiel wollten wir mit Regen arbeiten und haben mit der Feuerwehr an einem Hydranten unten in der Stadt getestet, wie hoch die Regenfontäne ist. Dann sind wir hoch auf den Prümer Berg, wollten da drehen und haben dann festgestellt, dass ein komplett anderer Druck auf dem Hydranten ist und das Wasser statt zehn Meter nur einen halben Meter hoch schießt", erklärt Julius. "Dann mussten wir umdenken, und das hat natürlich Zeit gekostet. Es gab Abende, wo wir statt um zwei Uhr um fünf im Bett waren. Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass die Crew noch zusammenhält und nicht abgefahren ist."
Ihren Zeitplan haben sie weitgehend einhalten können. Die Szenen mit den Darstellern sind abgedreht. Jetzt stehen noch Schnitt sowie Farb- und Tonbearbeitung an mit eigens für den Film komponierter Musik.
Es war das erste große Filmprojekt für Julius Pfeiffer. Sein persönliches Fazit: "Ich habe am Dienstag nochmal mit der Crew gesprochen, was so alles schief gelaufen ist, was man hätte besser machen können, aber auch was schon ganz ok war. Ich habe viel mitgenommen: zu sehen, was es bedeutet, das komplett auf die Beine zu stellen, zu produzieren, Regie zu führen, was ich in der Größenordnung noch nie gemacht habe. Da nehme ich auf jeden Fall viel mit für das nächste Projekt."
Im Winter, so hofft Julius, wird der Film fertig sein. Sein Arbeitstitel "Indigo". Die Premiere soll im Kino Corso in St. Vith stattfinden.
Michaela Brück