Der lachsfarbene Tretroller ist leicht zu bedienen: sicher draufstellen, mit einem Fuß Anschwung geben, rechts am Lenker den Gasregler nach unten drücken und schon fährt der Roller ganz von alleine.
Ende Juli ist die Stadt Aachen nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster um ein Dieselfahrverbot knapp herum gekommen. Jetzt muss die Stadt Aachen den Luftreinhalteplan überarbeiten. Da kommen die neuen E-Scooter im September vielleicht gerade richtig. Denn das Unternehmen steht für "eine neue, grüne Form der Mobilität".
Oberbürgermeister Marcel Philipp bleibt aber realistisch. "Die E-Scooter werden bei uns nicht im Luftreinhalteplan stehen, um Schadstoffe zu vermeiden. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass im ersten Angang direkt eine größere Zahl Autofahrten vermieden werden können, indem Menschen auf E-Roller umsteigen. Das ist dann eher in einer nächsten Stufe so, dass wir versuchen, E-Roller als zusätzliches Mittel einzusetzten, um den ÖPNV attraktiver zu machen", so Philipp. "Wer auf ein Auto verzichtet und mehr ÖPNV nutzt, hat möglicherweise einen Vorteil, wenn er dann an manchen Stellen für die letzte Meile ein E-Roller-Angebot hat - möglicherweise zukünftig in einem Tarif vereint mit dem ÖPNV."
Möglich machen soll das, die App "mobility brooker". Zukünftig wird hier ein intermodales Angebot bereitgestellt, bestehend aus Velocity, Carsharing, den öffentlichen Verkehrsmitteln und den neuen E-Tretrollern. Der Oberbürgermeister vermutet unter den E-Scooter-Nutzern anfangs vorwiegend Studierende und Touristen.
Nicht ohne Grund hat die Stadt Aachen sich für den E-Scooter-Anbieter Voi entschieden. Das schwedisches Start-Up Unternehmen wurde erst 2018 gegründet und verleiht inzwischen bereits in mehr als 30 europäischen Städten E-Scooter. Ihr Erfolgsrezept: enge Zusammenarbeit mit den Städten. Das neue Mobilitätsangebot soll gesteuert und geordnet eingeführt werden. Hierzu wurde eine gemeinsame Qualitätsvereinbarung mit der Stadt Aachen und der ASEAG unterzeichnet.
Dieter Begaß, Leiter des Fachbereiches Wirtschaft, Wissenschaft und Europa der Stadt Aachen, hat bei den Verhandlungen mitgewirkt. "Vereinbarungen haben wir dahingehend geschlossen, wie die Fahrtüchtigkeit der Fahrzeuge, aber auch der Nutzer sichergestellt werden können, wie und in welchen Bereichen, Fahrzeuge genutzt werden dürfen oder auch nicht. Wir haben Vereinbarungen hinsichtlich der Datenschutzregelungen geklärt", sagt Begaß. "Als Stadt Aachen sind wir auch sehr erpicht darauf, entsprechende Nutzungsdaten zu bekommen, um eine Evaluierung und eine Bilanzierung vornehmen zu können. Wie wird das System angenommen? Wo gibt es Probleme? Wie können wir Abhilfe schaffen?"
Über GPS wird kontrolliert, dass nur in den Zonen gefahren oder geparkt wird, wo dies erlaubt ist. "Wenn sie den Roller an einer Stelle abstellen wollen, wo er nicht abgestellt werden darf, werden sie ihn dort nicht ohne weiteres abstellen können oder sie müssen halt eben weiter bezahlen, auch wenn sie ihn nicht weiter nutzen."
Für Sicherheit sorgen zwei Bremsen und ein Versicherungskennzeichen an jedem E-Scooter. Zunächst gehen in Aachen rund 150 E-Scooter an 50 Standorten an den Start. Bisherige Probleme mit E-Scootern in anderen Städten wurden ernst genommen. Die Bewohner der Stadt Aachen sollen nicht mit dem neuen Angebot überlastet werden. Dem Start-Up Unternehmen Voi ist es wichtig, dass Produktion und Nutzung der Roller so nachhaltig wie möglich gestaltet werden. Grüne Zukunftsaussichten also für das Start-up Unternehmen Voi und den Verkehr in der Stadt Aachen.
Olga Duckwitz