Zehn Primarschulen zählt die Gemeinde St. Vith. Zehn Schulen, aber nur zwei Schulleiter. Seit 2016 sucht die Stadt händeringend eine dritte Kraft. Doch bisher vergeblich. Als Anne-Marie Hermann im Dezember vergangenen Jahres das Amt der Schulschöffin in St. Vith übernahm, lag die Problematik bereits auf dem Tisch. "Leider hat sich niemand gemeldet. Das war wirklich enttäuschend", sagt sie.
Auch unter der Lehrerschaft an den St. Vither Gemeindeschulen konnte niemand zu der Führungsaufgabe bewogen werden. Über die Gründe kann man nur mutmaßen. "Die Arbeit des Schulleiters ist sehr vielseitig und erfordert viele Stunden und Kompetenzen, wovor vielleicht auch einige zurückschrecken", erklärt die Schulschöffin. "Wir haben viele Gespräche geführt. Die meisten möchten lieber unterrichten. Die Führungsposition möchten die wenigsten einnehmen."
In anderen Eifel-Gemeinden kennt man das Problem ebenfalls, auch wenn die Schulleiter-Stellen dort zur Zeit alle besetzt sind. Anne-Marie Hermann sieht in dem Punkt Handlungsbedarf auf Ebene der gesamten Deutschsprachigen Gemeinschaft. "Es gab auch schon Gespräche mit Unterrichtsminister Mollers über die zukünftige Entwicklung unseres Schulsystems, dessen Struktur, personelle und organisatorische Anforderungen. Da wird es auch in Zukunft noch Gespräche geben müssen", sagt Anne-Marie Hönders-Hermann.
"Das Problem ist, dass man nicht genau weiß, wo man ansetzen soll, da Schulleiter viel pädagogischen Background haben müssen und genauso Führungskompetenz aufweisen sollen. Wo man ansetzen soll, ist die große Frage."
Trotz der großen Arbeitsbelastung haben die beiden Schulleiter in der Gemeinde St. Vith ihre Aufgabe bislang gut gemeistert, stellt die Schulschöffin fest. Eine Aufgabe, die auch aufgrund der räumlichen Distanz zwischen jeweils fünf Schulen für einen Schulleiter nicht leicht zu bewältigen ist. "Die Schulleiter versuchen, präsent zu sein in jeder Schule. Es ist natürlich schwierig, überall zu sein und alles mitzubekommen. Aber dafür gibt es auch die Koordinatoren der jeweiligen Niederlassungen, die alles weiterleiten, sich regelmäßig treffen und Probleme weitergeben an den Schulleiter. Und der gibt es an den Träger weiter."
Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat zudem Chefsekretärinnen zur Verfügung gestellt, die die Arbeit der Koordinatoren und Schulleiter administrativ unterstützen. Anne-Marie Hermann setzt auch weiterhin auf die Teamarbeit in den Primarschulen. "Wir arbeiten schon sehr eng zusammen. Wir versuchen, uns wöchentlich zu treffen, damit alle Probleme auf den Tisch kommen und zusammen mit der Gemeinde geguckt wird, wo man helfen kann. So funktioniert es eigentlich schon ganz gut."
Deshalb blickt Anne-Marie Hermman dem neuen Schuljahr zuversichtlich entgegen, auch wenn die Stelle des dritten Schulleiters noch immer offen ist.
Michaela Brück