Es war ein Kindheitstraum. Der vom eigenen Segelboot. Der von der Überquerung des Atlantiks und der Weltmeere. Die Freiheit rief. Max Küchenberg fasste 2012 den Entschluss, sich ein Segelboot zu kaufen. Er, der schon immer gesegelt hatte, wurde in Dänemark fündig. Voller Hoffnung kaufte er sich die "Liberta Boom", und machte sich an die Arbeit.
Dann machte ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. "Nach zwei Jahren erhielt ich einen Anruf von der Versicherung, dass das Boot abgebrannt ist. Das war zunächst mal ein großer Rückschlag", erinnert sich Küchenberg. "Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte, aber ich wusste irgendwie, dass wenn ich nicht mit diesem Boot weitermachen würde, mich der Mut verlassen würde und das Projekt dann in Gefahr wäre. Dann habe ich mich entschlossen, es wieder komplett aufzubauen und das hat drei Jahre gedauert."
In Segelangelegenheiten war Anke zu dem Zeitpunkt völlig unerfahren und hatte wenig Ahnung von dem, was sie da erwartete. Mit Max lernte sie zunächst auf dem Ijsselmeer, was es heißt, auf einem Segelboot zu leben und sie entschloss sich, ihn auf seiner Reise zu begleiten. "Man hat nicht oft die Möglichkeit, mit einem Boot über verschiedene Meere zu segeln", erzählt sie. "Meine Hoffnung war eigentlich nur, dass ich es gut ertrage, weil wir wussten noch gar nicht, ob ich seefest bin oder nicht. Das ist das, woran ich am Anfang am meisten gedacht habe, dass ich krank werde oder wir die Reise nicht weiter machen können. Aber das hat sehr gut geklappt."
Das Leben auf dem Segelboot wird von vielen Faktoren bestimmt. Es verlangt viel Energie und Reaktionsschnelligkeit. "Man muss sich andauernd um die Segeleinstellungen kümmern und um das tägliche Leben, also die Nahrung. Es muss gekocht werden, es muss aber auch geschlafen werden. Wenn man zu zweit ist, hat man meistens einen Rhythmus von drei Stunden: Einer hat während drei Stunden immer die Verantwortung, während der andere sich ausruhen kann, schlafen, kochen oder ein Buch lesen. So versucht man dann, von Punkt A zu Punkt B zu kommen."
Drei Wochen dauerte die Atlantiküberquerung. Drei Wochen, in denen man auf sich alleine gestellt ist. "Bei mir war es so, dass ich meinen Kindheits- und Jugendtraum verwirklicht habe. Das war natürlich ein tolles und erhabenes Gefühl. Es ist auch so, dass ich sehr aktiv werde und mich sehr wohl fühle, mit diesen Naturgewalten zu leben. Es ist auf jeden Fall ein sehr tolles Gefühl", berichtet Max. "Aber man muss damit umgehen können. Das kann vielleicht nicht jeder, man ist weit weg von jeglicher Rettungsmöglichkeit. Wenn man einen Tag weg ist von der Küste, dann kommt da schon kein Helikopter mehr hin. Damit muss man umgehen können. Man ist mit dem Boot und der Crew auf sich alleine gestellt."
Angst kam nie auf, sagt Max Küchenberg. Vielleicht ein bisschen Sorgen um den Autopiloten, der irgendwann nicht mehr so richtig wollte. Anke sieht das ein bisschen anders. "Ich hatte schon anfangs Bedenken, besonders weil ich das Boot noch nicht so gut kannte. Mit jedem Tag lernt man etwas Neues über das Boot und ich als kompletter Segelneuling hatte nicht viel Ahnung, außer den Büchern, die ich gelesen hatte", erzählt Anke.
"Wenn ich ein untypisches Geräusch hörte oder die Wasserpumpe, die nicht ging, hatte ich direkt ein bisschen Bedenken, aber Max hat dann direkt gesagt, was das ist und was wir machen müssen. Man bekommt Vertrauen in das Boot. Den anormalsten Geräuschen geht man dann einfach auf den Grund und versucht, das zu beheben. Und dann geht es einfach wieder weiter."
Beide würden sofort wieder das Abenteuer beginnen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Doch zunächst stehen jetzt einmal andere Pläne an. "Ich glaube, das nächste Projekt wird sein, das Leben danach wieder aufzubauen", sagt Max, und Anke fügt hinzu: "Ich baue meine Selbständigkeit als Kine auf. Deshalb ist es nochmal ein neuer Abschnitt, der für mich anfängt."
Chantal Delhez