"Der Weg ist das Ziel" - Das Motto eines jeden Pilgers. So auch der Pilgerreisenden der diesjährigen Wallfahrt von Eupen nach Kevelaer.
Siegfried Nyssen, Techniker vom BRF, ist dieses Jahr bereits zum 20. Mal mit dabei. Er ist Vorstandsmitglied der Kevelaer-Vereinigung Eupen und Umgebung. "Damals lagen die Zahlen bei 40 bis 50 Pilger. Inzwischen haben wir uns natürlich auch modernisiert. Immer mehr Leute sind auf dem Hype, eine Wallfahrt zu machen, beispielsweise nach Compostela, Kevelaer, Lourdes oder andere. Wir sind im Moment bei ungefähr 120 bis 125 Pilger die jährlich nach Kevelear gehen."
Im Jubiläumsjahr 2004 machte sich die Kevelaerprozession mit 170 Personen auf den Weg - eine logistische Herausforderung. Denn Lokalitäten und Hotels bieten nur begrenzt Platz für erschöpfte Pilger. Jetzt gilt: Pro Jahr können höchstens 130 Pilger mitgehen. Dieses Jahr startet die Gruppe am Freitagmorgen.
"Bei der Begrüßung vor der Messe sind Leute, die man das ganze Jahr nicht gesehen hat. Zuerst mal gibt es dann eine herzliche Umarmung. Für die Neuen sieht es anfangs etwas komisch aus, aber spätestens mittags sind auch die Neuen voll integriert in der Gruppe", berichtet Siegfried Nyssen.
Viele Pilger sind seit Jahren dabei. Rund 80 sind es, die regelmäßig mitgehen. Acht Pilger erhalten dieses Jahr Auszeichnungen, weil sie zum zehnten oder sogar 25. Mal dabei sind.
Nachwuchssorgen gibt es übrigens nicht: In diesem Jahr sind 16 Pilger jünger als 21 Jahre. Schon zum zweiten Mal bestreitet auch der jüngste Teilnehmer mit nur sieben Jahren den langen Fußmarsch.
"Die Jugendlichen werden bei uns auch eingebunden in die Vorbereitungen. Sie machen eine eigene Jugendmesse. Und so gestalten wir eine Vielfalt", erklärt Nyssen.
Die 180 Kilometer nach Kevelaer zehren an den Kräften. Unter den Pilgern befinden sich deshalb drei Ärzte und drei Fußpflegerinnen, die sich um etwaige Beschwerden kümmern. Entscheidend bleibt aber der religiöse Rahmen: "Wer eine sportliche Herausforderung sucht, geht einmal mit und nie wieder", so Nyssen. "Man muss sich schon ansprechen lassen von diesem religiösen Charakter. Wir haben täglich eine Messe und unterwegs wird auch natürlich viel gebetet."
Der Leitgedanken der Wallfahrt lautet in diesem Jahr: "Herr, wohin sollen wir gehen?" (Joh. 6,68). Pastor Jean Pohlen begleitet die Wallfahrt.
Der Vereinigung ist eine Mischung aus Traditionen und moderner Gestaltung und ein offenes Miteinander wichtig. Um Kontakte unter den Pilgern zu fördern, haben sich die Organisatoren einen sogenannten "Symbolaustausch" ausgedacht. Das diesjährige Symbol ist eine Christus-Ikone aus Holz, die mit dem jeweiligen Namen des Pilgers versehen wird.
"Auf freiwilliger Basis kann man sein Symbol abgeben zu Beginn der Messe. Am Ausgang der Messe zieht man ein neues Symbol. Dann sollte man nach Möglichkeit während des Tages, wenn man Zeit hat auf dem Weg, sich mit diesem neuen Partner treffen und sich zu unterhalten und auszutauschen", erklärt der erfahrene Pilger.
Austausch vielleicht auch über die eigene Motivation, sich auf die sechstägige Pilgerwallfahrt einzulassen: "Motivationen für die Pilger sind unterschiedlich. Die Einen gehen hin, weil sie ein persönliches Anliegen haben, um von der Mutter Gottes der Trösterin der Betrübsinnigen von Kevelear, Hilfe zu erwarten. Andere gehen einfach hin aus Dankbarkeit. Sie sind vielleicht die ersten Jahre hingegangen als Bittende und gehen jetzt eben als Dankenden hin", so Nyssen.
Mit vielen neuen Eindrücken werden die Pilger am kommenden Mittwoch zurück in Eupen erwartet.
Olga Duckwitz