25 Jahre und acht Monate im Dienst der Stadt Eupen. Generaldirektor René Bauer ist ein genauer Mensch: Es war am 1. Januar 1994, als er seinen Dienst an der Verwaltungsspitze der Stadt Eupen angetreten hat. Am 31. August 2019 gibt er das Amt ab. "Es ist auch der richtige Zeitpunkt im 65. Lebensjahr, hier anderen und - vor allen Dingen auch jungen Leuten - das Zepter zu übergeben", sagt er.
Dabei erinnert sich René Bauer noch an seinen ersten Arbeitstag, als sei es gestern gewesen. "Es war ein bisschen so, als würde mir die Decke auf den Kopf fallen. Ich hatte eine ganz kurze Anlernzeit bei meinem geschätzen Vorgänger René Quoadbach und dann sitzt man nach der Silvesterfeier hier - also damals noch im alten Rathaus - ganz allein, ohne fragen zu können, wie würdest du das machen", erinnert sich Bauer. "Und dann kommen die ersten Kollegen rein ins Büro und wollen Antworten haben. Ich habe viel zugehört. Ich kam vom Belgischen Rundfunk. Es war nicht meine Materie und ich musste dann langsam alles erlernen. Aber es war hochinteressant."
Vier Bürgermeister hat René Bauer miterlebt, 20 Schöffen kommen und gehen sehen. 157 Ratsmitglieder hat er beraten, begleitet und vielleicht auch ertragen. Und in all der Zeit war René Bauer auch immer der Chef des städtischen Personals. Rund 250 Mitarbeiter sind das heute.
Und doch: Auch wenn der Generaldirektor an der Spitze der Verwaltung steht, werden die großen Entscheidungen von der Politik getroffen. "Aber man kann doch in vielen kleineren Sachen einiges anstoßen. Das erwartet auch die Politik: Eigeninitiative und Dynamik der Verwaltung", erklärt er. "Ich habe mich zum Beispiel gerne um Spielplätze und um den Friedhof gekümmert. Da kann man auch im Kleinen etwas bewegen. Und das macht immer sehr, sehr, sehr viel Spaß, wenn man hier Eupener Bürgern helfen kann."
Da sein, wenn man gebraucht wird. Für den studierten Juristen und Buchhalter René Bauer war es eine bewegte Amtszeit: die lange Debatte um die Zukunft des Eupener Schlachthofes, der von viel Kritik begleitete Umbau der Innenstadt und zum Schluss das neue Stadthaus. Drei Ereignisse, die für René Bauer Meilensteine seiner Karriere sind. Und drei Projekte, die für René Bauer allesamt gut zu Ende gebracht wurden.
Gibt es auch negative Einschnitte? "Schlimme Sachen, traurige Sachen gab es eher im menschlichen Bereich, im privaten Bereich des Personals", so Bauer. "Im Bereich des Beruflichen kann ich aber jetzt nicht so aus dem Stehgreif irgendetwas sehen, wo ich sagen müsste, das möchtest du nicht nochmal haben."
René Bauer bezeichnet sich selbst als Workaholic. 70 Stunden die Woche und auch gerne am Wochenende war er im Büro. Doch jetzt ist Zeit für ein neues Kapitel. Für Minigolf zum Beispiel im Eupener Klinkeshöfchen. "Das ist eine wunderbare Anlage", findet Bauer. "Hier sind zwei meiner Freizeitsportarten vereint. Ich spiele im Urlaub gerne Minigolf. Jetzt wird es vielleicht auch in der Pensionszeit öfters möglich sein. Und auf der anderen Seite haben wir hier eine Pétanquebahn. Das mache ich auch sehr gerne."
Gelegenheiten zum Üben hat René Bauer demnächst. Doch so ganz unbefangen und privat wird er wohl auch nicht als Pensionär durch Eupen spazieren können. "Man sieht irgendetwas, was man noch kurz in Ordnung bringen möchte. Dann sagt man sich, ich gehe ins Büro und sage sofort dem Dienst Bescheid. Diese Sachen werden auch weiterhin so vonstatten gehen - mit einer Ausnahme: dass man nicht mehr ins Büro geht und dem Dienst Bescheid geben kann. Außer es sind besondere Angelegenheiten. Aber man hat ja noch die Verbindungen zu den ehemaligen Kollegen, denen man sagen kann: Das und das wäre noch schön, zu verbessern."
Ende des Monats wird der Generaldirektor der Stadt Eupen pensioniert. Nachfolger von René Bauer wird der 44-jährige Familienvater Bernd Lentz. Er wechselt von der Gemeinde Raeren an die Spitze der Eupener Verwaltung.
Simonne Doepgen