In der Tat bestehen für ein solches Szenario in der Provinz Lüttich keine Evakuierungspläne. Dabei gibt es in der Provinz sogar fünf Talsperren. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was im Fall des Falles passiert: Es würde nur drei Minuten dauern, bis die Eupener Unterstadt unter 20 Metern Wasser begraben wäre. Also keine Chance, da irgendwie davon zu kommen. Und auch wenn so etwas unerwartet an der Gileppe passieren würde, sähe es für die Menschen in Dolhain und Verviers schlecht aus.
Evakuierungsmaßnahmen kennen wir in Zusammenhang mit Atomkraftwerken. Dabei sind solche Talsperren auch ein Risikofaktor, meint Professor Damien Ernst von der Uni Lüttich: „Man spricht immer von Evakuierungsplänen, wenn es um Zwischenfälle in nuklearen Anlagen geht. Wenn es aber um das Thema Gefahr und unmittelbare Tote geht, dann sind diese Talsperren ein echtes Risiko. Und bisher wurde kein einziger Evakuierungsplan geschaffen.“
Wie die RTBF Damien Ernst zitiert, können diese hydroelektrischen Talsperren entweder brechen oder überlaufen. Und wenn eine Talsperre bricht, dann sterben bei einem solchen Unglück sehr viele Menschen. Beispiele sind Indien 1979, da kamen 2.000 Menschen ums Leben oder 1963 in Italien: 1.900 Tote.
Laut RTBF gibt es drei Notfallphasen: erhöhte Wachsamkeit, ernste Besorgnis und unmittelbar drohendes Risiko. Im letzten Fall muss dann schnell reagiert werden. Es kann dann lokal zu Überschwemmungen kommen, aber man hat genug Zeit, die Bevölkerung zu informieren.
Anders ist das natürlich wenn es ganz plötzlich zu einem Zwischenfall kommt – das passiert nur sehr selten und wird daher auch nicht in einem speziellen Evakuierungsplan berücksichtigt. Wie die Bezirkskommissarin Catherine Delcourt erklärte, werden derzeit interne Pläne erstellt. Zwei von fünf sind bereits fertig und sollten die zeigen, dass die Ergebnisse stichhaltig sind und beunruhigend, dann werde man einen Evakuierungsplan schaffen. Ohne diesen gelten übrigens die allgemeinen Notfallpläne.
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