Eine Frau hatte das erkrankte Tier an einer Bushaltestelle im Eifelkreis Bitburg-Prüm gefunden. Da es flugunfähig war, brachte sie es zu dem Fledermausexperten Markus Thies, der schon öfters geschwächte Tiere aufgepäppelt hat. Weil die Frau gebissen worden war, schickte er sie zum Arzt, der eine Impfung gegen Wundstarrkrampf vornahm.
Die geschwächte Fledermaus starb aber nach zwei Tagen, und daher informierte Thies das Veterinäramt. Eine Untersuchung in Koblenz ergab, dass die verendete Breitmaulfledermaus an Tollwut erkrankt war. Die gebissene Frau wurde daraufhin sofort gegen Tollwut geimpft.
Solche Fälle kommen sehr selten vor. Zwar sind in Deutschland 152 Fälle von Fledermaustollwut bekannt, doch weltweit sind bisher nur fünf Menschen an einer durch Fledermäuse übertragenen Infektion gestorben. Das geschah in Finnland, Schottland, Russland und der Ukraine.
In unserer Region war 1996 ein Kind in Aachen von einer tollwütigen Fledermaus gebissen worden. 2005 hatte ein Junge in Berlin-Kreuzberg eine an Tollwut erkrankte Fledermaus gefunden und berührt. Er wurde umgehend geimpft.
Diese Vorkommnisse sollten kein Anlass zur Sorge sein. Einerseits kommt Tollwut bei Fledermäusen selten vor. Sie unterscheidet sich von der Fuchstollwut, denn sie wird durch ein anderes Virus ausgelöst. Andererseits sind Fledermäuse nachtaktiv, so dass man normalerweise eher selten mit ihnen in Kontakt kommen dürfte. Wie gering die Gefahr ist, haben die vielen Exkursionen zur Beobachtung von Fledermäusen gezeigt. Dabei dürfen Teilnehmer bisweilen sogar die Tiere streicheln. Zu besonderen Vorkommnissen ist es aber nicht gekommen.
Vorsicht ist allerdings geboten, wenn sich eine Fledermaus ungewöhnlich verhält. An Tollwut erkrankte Tiere sind nämlich desorientiert, oft flugunfähig und liegen meist am Boden. Man sollte sie grundsätzlich nicht berühren, sondern einen Tierarzt verständigen. Das sollte man auch tun, wenn man eine tote Fledermaus findet. Dann ist zumindest eine wissenschaftliche Untersuchung möglich.
Eine unmittelbare Gefahr für den Menschen besteht nur dann, wenn man gebissen wird, und das kommt erwiesenermaßen äußerst selten vor, nämlich dann, wenn sich ein Tier anormal verhält.
Ein besonderer Anlass zur Sorge besteht nach Auffassung der Fachleute also nicht. Die vorgesehenen Exkursionen, wie etwa in Vogelsang, sollen wie geplant stattfinden. Systematische Vorsorgeimpfungen werden als nicht erforderlich bezeichnet. Das wäre höchstens ratsam für Leute, die regelmäßig mit Fledermäusen zu tun haben, wenn sie beispielsweise schwache Tiere gesund pflegen.
Allerdings gibt es Befürchtungen, dass der jüngste Vorfall in der Eifel nun zu Panikreaktionen führen könnte. Doch Fledermäuse sind bedroht und sollten geschützt werden. Schließlich sind sie als Insektenvertilger sogar nützlich. Und sollte tatsächlich der überaus seltene Fall eintreten, dass eine unvorsichtige Person durch eine tollwütige Fledermaus gebissen würde, so dürfte eine umgehende Impfung den nötigen Schutz bieten.