Die Überlegungen zu einer neuen Eupener Stadtverwaltung reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Der eigentliche Startschuss erfolgte dann 1999 unter dem Bürgermeister Fred Evers, erinnert sich Generaldirektor René Bauer: "Nach einem Sommerwochenende hieß es: Wir können kein neues Rathaus bauen, weil uns das Geld fehlt. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, eine Machbarkeitsstudie zu machen."
Vergleichbare Projekte wurden besichtigt, verschiedene Standorte geprüft. 2003/2004 bot sich der Stadt die Gelegenheit, für 1,4 Millionen Euro das benachbarte Anwesen des Kneipp-Instituts zu kaufen. Für dann insgesamt rund zehn Millionen Euro wurde in zwei Phasen das Haupthaus der früheren Kuranstalt kernsaniert und, daran angegliedert, ein funktionaler Neubau errichtet. "Es waren im Prinzip drei Gebäudeteile vorgesehen. Wir haben dann vorgegeben, in den beiden Teilen die komplette Stadtverwaltung unterzubringen. Anfangs hatte man daran noch Zweifel, aber wir haben es geschafft, hier alle unterzubringen. Und es ist noch Platz da, wenn eventuell das Personal aufgestockt werden sollte", erklärt Eupens Bauschöffe Michael Scholl.
Für 88 Personen bietet das neue Stadthaus auf jeden Fall deutlich mehr und besseren Arbeitsraum als unter den vorherigen Bedingungen: "Man spürt das auch bei den Mitarbeitern: Es ist alles offen, barrierefrei und die Leute sind anders drauf, als in den alten, dunklen Räumen", so Scholl.
Stellvertretend für das Personal will auch Generaldirektor René Bauer nicht mehr tauschen: "Wer früher die Räume im technischen Dienst und im Städtebaudienst gekannt hat, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Früher stand man an einer schmalen Theke, um Pläne einzusehen, die Pläne fielen herunter, das ist alles Vergangenheit. Wir haben drei große Versammlungsräume, nach Fluss- und Bachläufen in Eupen benannt."
Trotz der neuen Großraumbüros verlaufen die Gespräche mit Bürgern nun diskreter als in den hellhörigen Zimmern des Altbaus. Und es gibt jetzt eine Cafeteria, in der sich das Personal in den Pausen treffen kann.
Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen freut sich, dass auch Akzente im Sinne der Nachhaltigkeit gesetzt werden konnten: "Der Neubau ist in Passivhausbauweise, das andere in Niedrigenergiebauweise. 40 Prozent unseres Stromverbrauchs gewinnen wir über die Photovoltaikanlage. Wir versuchen auf Plastik zu verzichten."
Bei der Einrichtung soll die Kunst nicht zu kurz kommen. Dabei hilft der Galerist Benjamin Fleig der Stadt aus: "Hier finden verschiedene Künstler aus Eupen und der Region ihren Platz. Es ist lustig, wie die Kunst innerhalb der Belegschaft diskutiert wird. Und wir hoffen, dass die Kunst auch die Besucher erfreuen wird", so Niessen. Schließlich handele es sich in mehrfacher Hinsicht um ein "Stadthaus", sagt die Bürgermeisterin: "Die Stadt ist hier mit all ihren Diensten und ist offen für die Bürgerinnen und Bürger. Wir liegen natürlich auch mitten in der Stadt. Hinter dem Stadthaus wird ein neues Viertel erschlossen, sodass wir nicht zentraler liegen könnten."
Am Freitag ist die offizielle Einweihung, am Samstagnachmittag können sich dann alle Bürger ein Bild von ihrem Stadthaus machen.
Stephan Pesch