Eltern kennen den Stress um die Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz für das Kind. Das soll ab Herbst 2019 ein Ende haben. Denn künftig wird die Reservierung der Kinderbetreuungsplätze online geregelt werden, erklärt Michael Fryns, Leiter des Fachbereichs Familie und Soziales vom Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Über das Portal könne man in Zukunft seine Anfrage auf einen Betreuungsplatz stellen, so Michael Fryns. Das mache es den Eltern wie auch den Trägern, wie dem Regionalzentrum für Kleinkindbetreuung (RZKB), viel leichter. Auch werde man durch das Portal permanent den Stand der Dinge abrufen können, so Fryns. Man werde zum Beispiel genauestens wissen, wer auf den Wartelisten stehe.
Nach der Online-Reservierung müsse allerdings auch ein Gespräch zwischen den Eltern und der künftigen Betreuungsstelle stattfinden. Dieses Gespräch gelte einerseits dem Informationsaustausch, aber auch zur Fertigstellung des Betreuungsvertrages, so Fryns. Außerdem könne überprüft werden, ob Angebot und Nachfrage übereinkommen. Es könne beispielsweise geschaut werden, ob die Eltern mit dem pädagogischen Konzept der ausgesuchten Tagesmutter einverstanden sind.
Der Wechsel hin zum bevorstehenden digitalen System sei ein großer Schritt, denn das bisherige Verwaltungssystem sei doch recht veraltet. Bisher werde die komplette Verwaltungsarbeit auf Papier geregelt. Was nun bevorstehe, sei ein Wechsel vom Karteikartensystem hin zu einem digitalen System, so Fryns. Es gebe derzeit keine digitale Übersicht über die Anfragen der Eltern nach einem Betreuungsplatz. Das sei ein Mangel, der momentan bestehe. Es könne auch eher zu Fehlern kommen. Die Anwesenheit der Kinder müsse ebenfalls seitens der Tagesmutter auf Papier notiert werden. Diese Daten würden bislang dann in einem weiteren Schritt vom RZKB übertragen. Auf dieser Grundlage werde auch später stets die Entschädigung der Tagesmutter geregelt, wie auch die Rechnung für die Eltern erstellt. Es sei also sehr viel Aufwand, sehr viel Papierkram.
Der Wechsel hin zum digitalen Verwaltungssystem sei natürlich in der Übergangsphase auch mit Aufwand verbunden, erklärt Eliane Richter, die Direktorin des RZKB: "Wir haben 200 Personen im RZKB, die sich jetzt peu à peu auf das System vorbereiten", so Eliane Richter. Der Übergang von analog zu digital werde parallel verlaufen. Bis dass man am Ziel angekommen sei, brauche es noch eine Zeit. Es sei viel Arbeit für die Leute des RZKB. Aber man habe auch das langfristige Ziel vor Augen.
Zu Beginn werde das Portal nur die Regelung der Kinderbetreuung der Null- bis Dreijährigen anbieten, sprich das Angebot an Tagesmüttern, Kinderkrippen und -Horten anzeigen. Langfristig solle die Online-Reservierung aber auch die Betreuung der Drei- bis Zwölfjährigen beinhalten, so Michael Fryns, sodass Eltern beispielsweise für die Freizeit-und Feriengestaltung ihrer Kindern einen geeigneten Betreuungsplatz ausfindig machen könnten.
Betreuungsplatz schon neun Monate vor Geburt
Was die Regelung der Kleinkindbetreuung betreffe, werde diese mit dem neuen Onlinesystem ebenfalls schon während der Schwangerschaft möglich sein, so Fryns. Es sei ihnen durchaus bewusst, dass man sich nicht erst um einen Betreuungsplatz bemühe, wenn das Kind da sei. Auch über das Portal könne man bereits neun Monate vor der geplanten Geburt einen Antrag auf einen Betreuungsplatz für das Kind stellen. Auf diese Weise habe man bereits eine unverbindliche Anfrage gestellt. Und der Dienst wisse somit, dass man binnen neun Monaten einen Kinderbetreuungsplatz benötige, so Fryns weiter.
Das Portal werde in die schon bestehende Webseite ostbelgienfamilie.be integriert werden, so Fryns. Wer mit der Online-Registrierung nicht zurechtkomme, könne beim Ministerium oder beim RZKB um Hilfe bitten. Das Ministerium werde zudem einen Computer zur Verfügung stellen, über den man vor Ort den Antrag machen könne, so Fryns. Zudem werde es auch möglich sein, den Antrag vor Ort zu stellen. Es muss nicht über das Onlineportal gehen. Sollte es vor Ort gemacht werden, so werde sich der zuständige Träger um einen Nachtrag in das System bemühen.
Der Kostenpunkt für die Schaffung des Online-Reservierungsportals liegt bei 55.000 Euro. Als Vorbild ist die Stadt Löwen mit einem ähnlichen System vorausgegangen.
Der Wechsel hin zum neuen System sei mit gemischten Gefühlen verbunden, aber der Schritt dorthin sei wichtig, sagt Eliane Richter: "Im Endeffekt wird es natürlich unsere Arbeit komplett verändern und uns auf ein ganz neues Zeitalter vorbereiten."
Julia Slot