Im Hohen Venn haben viele Pflanzenarten es schwer, weil der Boden sauer ist. Andere wiederum nutzen diese Nische und verbreiten sich rund um den Parkplatz Nahtsief. Dort startet die kräuterinteressierte Truppe und ein paar Meter weiter wachsen schon die ersten Wildkräuter.
Kräuterpädagogin Karin Laschet erklärt, welche Tugenden diese Pflanzen haben. "Wenn Sie Gicht haben, dann können Sie den Giersch nehmen. Der enthält sehr viel Vitamin C und auch Provitamin A. Man nennt ihn auch Geißfuß, weil er bekannt dafür ist, die Gicht aus den Zehen zu entfernen. Er hat die Qualität, die Harnsäureablagerungen wieder abzutransportieren."
Die Brennnessel hat sich ihren Ruf verdient, weil sie brennt und juckt. Sie kann aber viel mehr. Brennnesseln stecken voller Vitamin C und püriert kann man sie sogar roh essen. Die kleinen zarten Brennnesseln machen sich gut in der Lasagne oder anstelle von Spinat. "Die Brennnessel ist wirklich bekannt dafür, entgiftend und blutreinigend zu wirken", weiß Karin Laschet. "So hat sie die gleiche Entgiftungsfunktion wie der Giersch, aber noch viel stärker. Sie ist blutbildend und vitalisierend, weil sie unheimlich viel Vitamin C enthält."
Der Birkenpolling ist ein Pilz, der am weißen Stamm der Birke wächst. Der Polling hilft bei Magenbeschwerden und wurde selbst im Magen vom Oetzi gefunden. Die Gletschermumie aus den Alpen hat den Polling wahrscheinlich wegen der Würmer in seinem Magen gegessen.
Dr. Uwe Koch vom Naturzentrum Ternell kennt sich mit Pilzen und mit Landschaftsböden aus. Die Lithalsen gibt es nicht nur in Sibirien, sondern auch im Hohen Venn. Ihr Entstehungsprozess hat mit Permafrost zu tun. "Da der Boden tief gefroren ist, bilden sich Eislinsen drin. Diese bilden einen kreisrunden Rand und füllen sich in der Mitte mit einem kleinen See, der dann im Laufe der Zeiten verlandet", erklärt der Pilzexperte. Die Oberfläche ist nicht so trittsicher, wie es den Anschein hat. Über dem sauren Vennwasser liegt ein Schwungrasen. Und wenn man darauf herumhüpft, kann man durchaus im Wasser landen.
Aurore Peignois hat Eupen und das Brackvenn auf Einladung des Tourismusbüros entdeckt. Sie sagt, dass man nicht in die Ferne schweifen muss, um Neues zu entdecken. "Es ist scheinbar möglich, von all dem zu leben und zu überleben, was wir um uns herum finden können. Natürlich gibt es auch Dinge, die man besser nicht berühren soll. Es ist ganz interessant, dass es mehr und mehr Kurse über essbare Pflanzen gibt, mit denen man zum Beispiel eine Suppe kochen kann. Die Führung war ganz interessant und ich sehe die Brennnesseln jetzt auf eine andere Art", sagt sie.
Beim anschließenden Picknick konnte alles, was auf den Tellern war, gegessen werden: die frittierten Brennnesseln, der Schinken vom Schwein und der Sirup aus Löwenzahn. Selbst die Blüten waren in diesem Fall zum Verzehr angerichtet.
Chantal Scheuren