Ein Baby macht im Durchschnitt 4.000 bis 6.000 Windeln voll, bis es gelernt hat, die Toilette zu benutzen. Manche Eltern entscheiden sich deshalb für waschbare Stoffwindeln. Madeleine Ernst und ihr Partner haben sich ganz bewusst für diese Alternative entschlossen.
"Wegen der Müllfrage, aber auch weil es positiv fürs Kind ist", erklärt Madeleine Ernst. "In den normalen Wegwerfwindeln sind doch viele chemische Substanzen drin. Einfach nur Baumwolle - und ich glaube, bei uns sind noch Bambusfasern mit drin - ist doch irgendwo natürlicher für die Haut des Kindes." Für den Notfall packt sie aber auch schonmal eine Wegwerfwindel ein.
Verschiedene Systeme
Marie-Pierre Schommer setzt auf die All-In-One-Windeln oder die Überhose mit waschbaren Einlagen. "Die All-In-One werden an- und ausgezogen wie eine Pampers. Da merkt man nichts. Und dann gibt es das System mit Überhose und Einlage. Man kann egal welche Einlage nutzen, die Überhose kann man mehrmals gebrauchen."
Madeleine Ernst hat ein anderes System für sich entdeckt: die Windelhose mit Überhose. "Eine Windelhose aus Stoff ist dann an der Haut des Kindes. Und die wird auch nass. Deswegen gibt es eine zweite Hose, die beschichtet und wasserundurchlässig ist, die man darüber legt. Beide haben die normale Form einer Windel, wie man sie kennt."
Teil der Windelhose ist eine kleine eingenähte und waschbare Einlage. Madeleine Ernst fügt jedoch auch stets eine dünne Papiereinlage hinzu. "Es ist wie ein Stück Toilettenpapier, nur ein bisschen breiter und reißfester. Das legt man mit rein, um das große Geschäft mit einer Handbewegung aus der Windel entfernen zu können. Und das kann man direkt in die Toilette werfen."
Weniger "Unfälle"
Aber ist das dann nicht zum Teil eklig? Marie-Pierre Schommer sagt ganz klar: Nein. "Jeder kennt die Fotos, wo es bis oben durch den Body rausschießt. Aber das passiert mit einer Stoffwindel eben nicht. Da ist hinten nochmal ein Gummibündchen, und das hält alles da, wo es sein soll."
Auch Madeleine Ernst hat fast nur positive Erfahrungen gemacht, was den Sauberkeitsfaktor anbelangt. "Ich hatte sehr wenig Probleme mit schmutziger Wäsche. Andere Mütter haben mir berichtet, dass immer der ganze Body dreckig ist, das habe ich fast nie gehabt. Und das ist ja dann auch wieder eine Zeitersparnis. Ich brauche mein Kind nicht drei Mal am Tag umzuziehen."
Mehr Wäsche
Und wie schaut es mit dem Waschen der Windeln aus? Wird es nicht spätestens da im Vergleich zur Wegwerf-Windel zumindest ein bisschen unpraktisch? Bei Madeleine Ernst landen die schmutzigen Windeln in einer verschließbaren Kiste unter dem Wickeltisch. "Wir haben 18 Windeln. Wenn ich zwölf oder 13 dreckige Windeln da liegen habe, dann muss ich auch waschen. Das ist so ungefähr nach zweieinhalb Tagen."
Marie-Pierre Schommer nutzt eine wasserdichte Windeltasche. "Sobald der Reißverschluss zu ist, riecht man nichts mehr. Wenn diese Tasche voll ist, macht das etwa eine halbe bis drei Viertel Maschine. Es sollte sowieso ein bisschen Platz in der Maschine bleiben. Und sonst lege ich ein paar Handtücher mit rein." Denn eine halbleere Waschmaschine ist natürlich alles andere als ökologisch.
"Klar, es gibt Energiekosten und Wasserkosten. Es sind Ressourcen, die man in dem Moment nutzt", sagt Madeleine Ernst. "Man darf aber nicht vergessen: Bei jeder Wegwerfwindel, die produziert wird, wird auch Wasser und Energie genutzt. Ich glaube, unterm Strich ist es doch umweltfreundlicher. Auch wenn man wahrscheinlich nie bei null Prozent Verschwendung ankommen wird."
Prämien für Stoffwindeln
In manchen Gemeinden gibt es eine Prämie für die Verwendung von Stoffwindeln. "In Lontzen gibt es eine Prämie von 75 Euro bis zum Alter von zweieinhalb Jahren. Die Eltern brauchen nur den Kaufbeleg bei der Gemeinde abzugeben", weiß Rita Geelen von Kaleido, dem Dienst für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Auch Raeren und Eupen bieten Prämien an. Die Verwendung von Stoffwindeln wird auch von Kaleido unterstützt.
js/km
So neu und revolutionär ist das nun auch wieder nicht. Ich hab in den 80ern ebenso Stoffwindeln + Einlage + wasserdichte Überhose bei meinem erst geborenen verwendet bis er auf diese Methode allergische Reaktionen zeigte und ich doch auf die jetzt aktuell ach so verteufelte Wegwerfwindel zurück greifen müsste, nur damals wurde man NICHT von der Gemeinde und wie heute Kaleido ( gab's damals ja noch nicht ! ) finanziell unterstützt für's benutzen von Stoffwindeln mit allem drum und dran.