Mit dem Fonds Roger Bosten werden seit neun Jahren soziale Projekte ausgezeichnet und gefördert. Üblicherweise gab es jedes Jahr drei Preisträger. 2018 ging das ganze Preisgeld aber alleine an den "Verein zur Förderung auf vier Hufen". Die Bewerbung sei konkurrenzlos überzeugend und faszinierend gewesen, hieß es letztes Jahr von der Jury.
Offenbar so überzeugend, dass das Projekt auch dieses Jahr wieder Unterstützung findet. Diesmal in Höhe von 1.500 Euro. Der Verein zur Förderung auf vier Hufen setzt Pferde und Esel bei Aktivitäten mit behinderten und verhaltensauffälligen Kindern ein.
"In der Regel bekommen die Kinder einen Bezug zu den Lebewesen, mit denen wir arbeiten. Das heißt, wir pflegen die Tiere, wir versorgen und füttern sie. Hinzu kommt das Erlebnis auf dem Rücken der Tiere", erklärt Vereinsmitglied Sarah Raisin.
"Besonders das Erlebnis mit den Pferden ist ganz besonders. Mit den Eseln gehen wir auch in die Natur und machen Spaziergänge und Wanderungen. Sei es zu Fuß, mit Rollstuhl, mit Lehrern und auch mit ganzen Klassen."
Der Verein zur Förderung auf vier Hufen arbeitet sehr eng mit dem Zentrum für Förderpädagogik in Eupen zusammen, dem er auch angegliedert ist. Aber es gibt auch außerschulische Aktivitäten.
Projekt Ardèche
Neuer Preisträger ist 2019 das Projekt Ardèche, das vor drei Jahren gegründet worden ist. Es wird geleitet von Sebastien Hartel, Sportlehrer am Robert-Schuman-Institut Eupen. Dabei handelt es sich um ein erlebnispädagogisches Projekt für Schüler des Differenzierten Unterrichts.
Bei Kletter-, Natur- und Teambuildingaktivitäten in der Ardèche wird an den sozialen und persönlichen Kompetenzen der Schüler gearbeitet. Kinder, die ohne Unterstützung schnell Gefahr laufen, auf die schiefe Bahn zu geraten, will das "Projekt Ardèche" präventiv auffangen.
"Das sind Schüler, die ihren Grundschulabschluss nicht erlangt haben. Den holen sie im ersten oder zweiten Jahr nach. Danach steigen sie in der Regel in die beruflichen Abteilungen weiter auf", so Sebastien Hartel.
"Wir haben ein breites Publikum. Da sind Schüler aus sozial schwachen Verhältnissen. Wir haben auch Schüler, die im Heim untergebracht sind. Es gibt auch Schüler aus dem Asylantenheim. Aber es gibt auch Schüler mit kognitiven Problemen."
Ungeachtet der Art ihrer Probleme haben alle diese Kinder ein schweres Paket zu tragen. Und leider werden es jedes Jahr mehr Kinder, sagt Hartel. "Ich würde weniger sagen, dass es Problemkinder sind. Es sind teilweise Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten. Vielleicht auch mit emotionalen psychosozialen Verhaltensauffälligkeiten."
Kinder, die verunsichert, verletzlich oder verzweifelt sein können und wenig Zuversicht auf eine gute Zukunft haben, will das Projekt Ardèche helfen, den richtigen Weg zu finden. "Es sind ja Kinder und Jugendliche, die hauptsächlich Misserfolge verbucht haben, sowohl schulisch als auch teilweise familiär. Eben wegen diesen Misserfolgen starten sie sehr motivationslos ihren Schulalltag."
"Für mich gibt es zwei große Motive im Leben: Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg. Und unser Ziel ist es, bei diesen Kindern Hoffnung auf Erfolg zu wecken und ihnen zu zeigen, dass es auch anders geht. Dass sie an sich glauben und früh damit anfangen müssen, damit es nicht soweit kommt."
1.000 Euro Preisgeld bekommt das Projekt Ardèche aus dem Fonds Roger Bosten, der von den vier Serviceclubs Rotary, Lions, Kiwanis und Kiwanis Grenzenlos verwaltet wird. Mit Sicherheit keine schlechte Investition in die Zukunft von benachteiligten Kindern.
Manuel Zimmermann