Mitten in der Elisen-Galerie findet sich das "Unverpackte Glück", ein kleiner Laden mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf. Müsli, Nüsse, Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln, Öle, Essige und Gewürze können hier abgefüllt werden – alles in Bio-Qualität.
An der Waschbar kann man sich Reinigungsmittel zusammenstellen, und am Eingang steht eine kleine Candy-Bar mit Süßigkeiten. Hinzu kommen Produkte aus der Region wie Kaffee und Senf. Das Besondere: Der Kunde wiegt und füllt die lose Ware selbst ab. So kauft er nur die Menge, die er braucht.
Seit einem Monat ist der Laden eröffnet und stößt auf große Nachfrage. "Es läuft super. Wir sind total überwältigt. Damit hätten wir nicht gerechnet, dass wirklich so viele Menschen zu uns kommen", erklärt Inhaberin Melanie Budde. "Am Tag kommen zwischen 200 und 300 Leute in den Laden. Viele gucken und informieren sich, wie das überhaupt funktioniert. 150 Leute kaufen aber auch schon jeden Tag bei uns ein. Wir sind echt begeistert und auch ein bisschen überrumpelt."
75 Unverpackt-Läden gibt es mittlerweile in ganz Deutschland. Melanie Buddes Laden ist der erste in Aachen. Zum "Unverpackten Glück" hat sich die ausgebildete Hebamme von ihren Kindern motivieren lassen, die in der Schule auf die Themen Mikroplastik und Fischesterben aufmerksam gemacht wurden.
Aber auch im Unverpackt-Laden fällt Müll an, denn die Ware kommt ja nicht lose hier an. Trotzdem wird Müll und vor allem Plastik gespart, wo es geht. Viele Waren werden in Papiersäcken geliefert, in Pfandeimern oder Pfandkanistern.
Allerdings werden zum Beispiel Nudeln noch in Fünf-Kilo-Paketen in Plastik geliefert. "Da haben wir dann das Experiment gemacht, dass wir die Plastikverpackung gewogen haben und verglichen haben mit den 500-Gramm-Paketen. Es ist nur noch ein Drittel von dem Plastikgewicht. Somit spart man zumindest Plastik, auch wenn er nicht ganz weg ist. Aber es ist deutlich weniger, als wenn man alles verpackt kauft."
Kritik gab es von einigen Kunden am Preis. Mit Discountern und Supermärkten kann Melanie Budde nicht mithalten. "Das wollen wir auch nicht, weil wir einfach eine bessere Qualität haben - und die hat eben auch einen anderen Preis. Wir haben nur Bio-Lebensmittel bei uns und dementsprechend auch Bio-Preise."
Auf Qualität setzt auch Susanne Bräutigam. Sie hat am Montag den zweiten Unverpackt-Laden in Aachen eröffnet. In ihrem Geschäft in der Jakobstraße gibt es alles für die Körperpflege – auch unverpackt und plastikfrei. Damit will die Besitzerin ihren Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz leisten.
Auf 40 Quadratmetern hat der kleine Laden ein vielfältiges Angebot an Seifen und anderen Produkten für die Körperpflege. Die Inhaberin legt Wert darauf, dass ihre Ware nicht nur bei der Anwendung, sondern auch bei der Herstellung keine Umweltschäden hinterlässt. "Das sind alles kleine Manufakturen, die ich recherchiert habe, die auch schon sehr nachhaltig arbeiten in ihren Prozessen. Die Seifen sind teilweise vegan, es werden keine Tierversuche gemacht. Es sind nur natürliche Ingredienzien, keine Chemie. Das finde ich alles sehr wichtig."
Susanne Bräutigam will das bestehende Angebot an unverpackter Ware auf Märkten und Bioläden ergänzen und freut sich, dass ein Umdenken bei Händlern und Verbrauchern stattfindet. "Durch die Welle der Unverpackt-Läden ziehen die Großen nach. DM bemüht sich, Lidl und Aldi verpacken keine Gurken mehr in Plastik. Das ist schon ein großer Schritt. Ich denke, dass da noch viel passiert." Und vielleicht werden den beiden Unverpackt-Läden in Aachen ja auch bald weitere in der Region folgen.
mb/km