Wenn Johnsen einen Spaziergang macht, dann immer mit Mülltüte bewaffnet. Das Schöne mit dem Nützlichen verbinden, lautet seine Devise. Auf Facebook hat er jetzt eine Gruppe gegründet, die andere motivieren soll, es ihm gleich zu tun.
"Ich bin irgendwann mal durch die Gegend gelaufen und hab mich immer mehr darüber aufgeregt, dass ich alle zehn Meter eine Blechdose fand. Dann habe ich eine Plastiktüte genommen, die ich auch im Wald gefunden habe, und bin circa 200 Meter weit gekommen bis die Tüte voll war", erinnert sich Johnsen. "Ich hab dann nachts ganz unruhig geschlafen und mir gedacht, ich gründe eine Gruppe. Ich hab mich dann schlau gemacht, wie man das am besten macht und bin bei Nature Clean Up gelandet, eine Initiative, die es eigentlich weltweit gibt. Dann habe ich mir gesagt: Sowas mach ich auch hier - und es ist direkt eingeschlagen wie eine Bombe."
Vor einigen Wochen erst gegründet, hat die Gruppe bereits mehr als 1.000 Mitglieder. Fleißig teilen sie hier Fotos von ihren Sammeltouren. Ihre Ausbeute kann sich leider mehr als sehen lassen - und leider geht auch der Nachschub nie aus. "Man übersieht vielleicht mittlerweile schon, wie viel Müll überall rumliegt, man denkt gar nicht mehr darüber nach und guckt dran vorbei", sagt Johnsen. "Wenn man dann aber sieht, welche Mengen die Leute sammeln innerhalb von 300 Metern, zum Beispiel in Raeren oder auf dem Walhorner Feld, dann schockt das und animiert die Leute auch mitzumachen, weil sie sehen, dass es so einfach nicht mehr weitergeht."
Sich gegenseitig motivieren, sensibilisieren und zum Umdenken animieren - das ist das Ziel der Initiative. Vom Erfolg der Gruppe ist Johnsen aber selbst überrascht. "Ich war eher sprachlos, aber daran sieht man im Nachhinein auch, welchen Nerv man da getroffen hat. Und manchmal muss jemand halt den Stein ins Rollen bringen, um vielleicht etwas zu bewegen."
Inzwischen wurde er sogar von Leuten aus Lüttich kontaktiert, die dort eine ähnliche Idee umsetzen wollen. "Es läuft etwas schleppender an, es ist halt kein ländliches, sondern ein Stadtleben dort. Aber die Initiative ist da. Es ist ein zartes Pflänzchen, das jetzt wachsen muss und dann sieht man eben weiter", sagt Johnsen. "Ich hab in der Gruppe auch von einer anderen Gruppe gehört, die an der belgischen Küste sitzt und über 5.000 Mitglieder hat, die die Strände reinigen. Es ist eine kollektive Bewegung, das Paradies, in dem wir leben, einfach sauber zu halten, weil wir es manchmal vergessen haben, dieses zu schätzen."
Johnsen ist kein Ökoaktivist, das betont er ganz klar. An den Pranger stellen will er auch niemanden, ganz kurz und knapp will er allen nur Folgendes ans Herz legen: "Nehmt mit, was ihr mitgebracht habt - das ist ganz wichtig".
Respekt zollt er all denjenigen, die ihre Freizeit opfern, um die Natur von dem Müll zu befreien, den andere achtlos hinterlassen haben. "Es kann jeder stolz sein, der da mitmacht. Und ich finde es super und einfach nur Wahnsinn, wie sich das entwickelt hat."
Melanie Ganser