Bevor es unter Tage geht, muss natürlich die Ausrüstung stimmen. Ein Helm ist Pflicht und auch die Kleidung sollte wasserdicht, beziehungsweise nicht schmutzempfindlich sein. Einmal passend angezogen geht es dann im Besucherbergwerk einige Treppen hinunter. Und dann steht man auch schon im Stollen, besser gesagt im Maschinenstollen, wie Norbert Knauf vom Heimatverein Rescheid erzählt.
Wir gehen den Stollen entlang. Von den rund 2,5 Kilometern sind allerdings nur 900 Meter für Besucher zugänglich. Bis 1922 wurde hier Bleierz abgebaut. In den 80er Jahren hat sich der Heimatverein um die Instandsetzung des Stollens gekümmert, mittlerweile kommen 10.000 Besucher pro Jahr nach Rescheid.
Im Stollen ist es dunkel, kalt und nass. Es herrscht eine Temperatur von 8 Grad und die Luftfeuchtigkeit beträgt 100 Prozent. Keine einfache Arbeit, die die Bergleute damals hatten. Ihr typischer Alltag sah so aus: "Man fing morgens in aller Herrgottfrühe an. Man hatte etwa eine Stunde Fußweg vom Nachbardorf hierher und dann hatte man acht Stunden zu arbeiten", erklärt Knauf. "Und nach den acht Stunden ging es dann wieder eine Stunde zu Fuß nach Hause. In der Winterzeit haben die Leute also ein halbes Jahr keine Sonne gesehen."
Das Bleierz, das in der Grube Wohlfahrt abgebaut wurde, war nicht gerade einfach zu finden. Viele in den Stollen geschlagenen Gänge verliefen im Sand und brachten kein Bleierz. Anzeichen für das gesuchte Erz sind kleine Spalten im Gestein, für den Laien kaum erkennbar, erklärt Norbert Knauf. "Man muss dieser Spalte dann nachgehen und wenn man Glück hat, findet man dort nestähnliche Vererzungen." Daher auch der Bergmannsgruß "Glück auf", denn ob man am Ende des Tages erfolgreich war, war auch immer eine Frage des Glücks.
Einmal im Jahr ist Frühjahrsputz angesagt in der Grube Wohlfahrt. Dann wird die Außenanlage, aber auch der Stollen wieder für die Besucher hergerichtet. Da sind dann nicht nur Mitglieder des Heimatvereins Rescheid involviert, sondern auch Bergbau-Begeisterte aus ganz NRW, wie zum Beispiel Oliver Pelczer. "Wir sind ein Verein aus dem Ruhrgebiet, der sich um Altbergbau und alte Erzstollen kümmert", erklärt er. "Heute ist unter Tage leider keine Arbeit mehr möglich, zumindest nicht im Ruhrgebiet. Das einzige, was man machen kann, ist alte Stollen wie hier wieder gangbar machen, ausbauen und sichern."
Jeden Tag, außer Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag, ist die Grube Wohlfahrt geöffnet - drei Führungen werden angeboten. Dann kann man hinabsteigen in den Stollen und erfahren, wie die Arbeit der Kumpel unter Tage so ausgesehen hat.
Lena Orban