Murtaza Karim ist nicht nur interessiert, er hat auch Talent. Der 17-Jährige kam vor drei Jahren alleine aus Afghanistan und hofft dieses Jahr, an der PDS in Eupen die Mittlere Reife zu schaffen. Dann würde er gerne ein Handwerk lernen. Beim Heizungs- und Sanitärbetrieb Hendriks bekommt er einen Einblick. "Ich habe zwei Tage Sanitär gemacht, heute Lüftung und morgen Heizung. Was wir bisher gemacht haben, ist interessant", sagt er.
Der Betriebsleiter freut sich über Murtazas Interesse und sieht Potential. "Er ist sehr engagiert und sehr höflich - und das sind gute Tugenden, die er so fortführen soll", meint Kevin Hendriks, der Geschäftsführer der Hendriks AG.
Wie viele seiner Kollegen, so berichtet auch Kevin Hendriks beim Ministerbesuch von den Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende für seinen Betrieb zu finden. Im Elternhaus und in der Schule würde zu wenig Interesse am Handwerk geweckt. "Wenn jemand aus eigenem Interesse so etwas startet und eigene Fähigkeiten einbringt, ist das schon positiv. So wie Murtaza: Er macht das aus Eigeninitiative und ist talentiert - und das sollte auch gefördert werden", so Hendriks.
Auch Liam Moor hat die Initiative ergriffen und sich für die Schnupperwochen angemeldet. Im Gartenbetrieb Arborado ist der 15-Jährige in seinem Element. "Wir haben schon vieles gemacht: Beete auseinander gerissen oder gepflastert. Es macht auf jeden Fall Spaß", sagt er.
Der Garten- und Landschaftsbau Arborado macht bereits zum fünften Mal bei den Schnupperwochen mit. Auch für den Betrieb ist es ein Gewinn. "Nicht alle Schnupperkandidaten haben danach auch eine Lehre in dem Job gemacht. Für den ein oder anderen war es vielleicht nicht das richtige, aber ich habe so auch schon Lehrjungen gefunden", erklärt John Vomberg, der Geschäftsführer von Arborado.
Neben grünen Berufen sind bei den Schnupperwochen Metall-, Holz-und Pflegeberufe besonders beliebt. 80 Prozent der Teilnehmer sind Jungen. "Es sind aber auch Mädchen erfolgreich in der Ausbildung. Unsere Anstreicherinnen zum Beispiel gehören zu den besten in Belgien. Sie sind ein Aushängeschild. Wir haben auch Mädchen in Frauen-untypischen Berufen: KFZ oder Metallbau", sagt Verena Greten, Geschäftsführende Direktorin des IAWM. "Auch Handwerk ist was für Mädels."
247 Betriebe bieten dieses Jahr die Möglichkeit, zu schnuppern. Rund 200 Jugendliche probieren ihr Talent aus. Im letzten Jahr haben einige der Teilnehmer auf diesem Weg eine Lehrstelle gefunden. "So ein Drittel der Lehrverträge entsteht durch die Schnupperwochen. Es ist ein Erfolgsmodell und führt häufig auch zum Lehrvertragsabschluss", so Greten.
Auch für Liam steht jetzt schon fest, dass er eine Lehre im Garten- und Landschaftsbau machen will. Und seinen Betrieb hätte er auch schon gefunden.
Michaela Brück