Seit fast 40 Jahren bietet die SOS-Hilfe Dienstleistungen für sozial Benachteiligte an. Nun hat sie eine Neuerung in ihr Konzept gebracht: Fahrradschläuche flicken, Bremskabel reparieren oder neue Pedale anbringen - seit Oktober werden diese und ähnliche Reparaturen in der Fahrradwerkstatt der SOS-Hilfe gemacht. Auch Elektrofahrräder werden in der Halle des Sozialbetriebs repariert.
Das Besondere an der Fahrradwerkstatt ist: Sie ist nicht nur für sozial Schwache da. Jeder darf kommen und sein Fahrrad reparieren lassen. Damit ist die Fahrradwerkstatt die einzige Dienstleistung der SOS-Hilfe, zu der auch "Normalverdiener" Zugang haben. Der Grund dafür ist folgender: In Eupen und Umgebung gab es bis zur Eröffnung der Fahrradwerkstatt der SOS-Hilfe keine vergleichbare Einrichtung. Da laut einer Studie jeder fünfte das Fahrrad regelmäßig benutzt, schließt eine öffentliche Fahrradwerkstatt somit eine Lücke.
Schon über 150 Räder repariert
Zu den Reaktionen der Kunden äußert sich Christophe Ponkalo, der Geschäftsführer der SOS-Hilfe: "Die Kunden, die ihre Fahrräder gebracht haben, haben die Leistung bekommen, die sie von uns erwartet haben - sogar noch mit einem kleinen Bonus. Wenn Zeit da ist, versuchen wir auch, die Fahrräder sauber abzugeben. Das heißt, wenn ein Fahrrad dreckig zur Reparatur kommt, geben wir es in der Regel sauber zurück".
Die Einrichtung achtet besonders darauf, familienfreundlich zu sein und trotzdem keine Konkurrenz für Fahrradhändler darzustellen. Deswegen verkauft die Fahrradwerkstatt auch keine neuen Fahrräder. Das braucht sie auch nicht. Sie bekommt Fahrräder gespendet. Die werden von den Fahrradtechnikern recycelt und zur Reparatur genutzt. Seit der Eröffnung wurden schon über 150 Fahrräder repariert.
Immer in Schiebweite - das ist das Motto der Werkstatt. Sie ist in der Nöretherstraße in Eupen auch gut zu erreichen. Wem das dann doch zu weit ist, für den gibt es den Abhol-Service. "Der Abholservice ist sehr einfach. Die interessierten Kunden melden sich entweder per Mail oder per Telefon bei uns und vereinbaren mit uns einen Abholtermin. Unsere Mitarbeiter kommen dann zuhause vorbei und nehmen die Fahrräder ab", erklärt Christophe Ponkalo. "Die Reparatur wird abgeklärt, dann wird die Reparatur durchgeführt in unserer Werkstatt und sobald das Fahrrad repariert und die Rechnung beglichen ist, geht das Fahrrad wieder zurück".
Mobile Fahrradwerkstatt geplant
Für die Zukunft hat die SOS-Hilfe geplant, eine mobile Fahrradwerkstatt zu eröffnen. Mit der wollen sie Schulkindern erklären, wie sie kleinere Reparaturen selbst vornehmen können. Außerdem wird überlegt, ein Fahrradleasing anzubieten, denn damit hat man in Flandern schon gute Erfahrungen gemacht.
Ein angestrebtes Ziel ist es, einige niedrig qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Die könnten unter anderem von Menschen, die sich in einer sozial-beruflichen Eingliederungsphase befinden, besetzt werden.
Wer sich über die Werkstatt und die SOS-Hilfe informieren will, der kann dies auch unter SOS-Hilfe.net tun.
Marc-Lukas Seidlitz