Wilson ist fünf Kilo schwer, drei Jahre alt, Thunfisch-Liebhaber und der Liebling von Thierry Dodémont und seiner Freundin. "Für den Chihuahua entschieden haben wir uns eigentlich, weil meine Freundin immer einen Chihuahua haben wollte – das war ihr Traumhund. Um ihr den Gefallen zu tun, habe ich mich dann darauf eingelassen, obwohl ich eigentlich immer einen größeren Hund haben wollte. Aber jetzt, wo wir ihn haben, würde ich ihn nicht mehr missen wollen oder weggeben."
Chihuahuas gelten als die kleinste Hunderasse der Welt. Die Zuchttiere wurden vor einigen Jahren immer populärer, von vielen sogar zu einer Art Modeaccessoire verklärt. Dabei ist der Chihuahua weit mehr als das. Er gilt als besonders lebhaft, intelligent, sehr mutig und auch wachsam. "Der Chihuahua ist ein sehr guter Wachhund. An seinem Platz am Fenster hat er alles im Blick und es passiert nichts, ohne, dass er das mitbekommt – und dann werden wir auch alarmiert", so Dodémont.
Dass er so klein und niedlich ist, macht es vielen Besitzern schwer, streng mit ihm zu sein. Davon profitiert auch Wilson. "Er trickts uns das ein oder andere Mal schon aus und lässt sich auch gerne bitten. Er weiß schon genau, wie er rangehen soll, damit wir ihm das geben, was er gerne hätte."
Proportionen
Wie alle Zuchttiere hat aber auch der Chihuahua seine Schwächen. Aufgrund seiner überproportional großen Augen und der kurzen Schnauze neigt er zu Atem- und Zahnproblemen und sehr empfindlichen Augen. "Wir haben den Vorteil, dass Wilson recht groß ist. Mit fünf Kilo ist er schon schwer und kräftig für einen Chihuahua. Die Augen sind deshalb bei ihm in einer guten Proportion zum Körper und mit der Atmung hat er auch keine Probleme."
Generell gilt: Je kleiner der Chihuahua, desto größer die gesundheitlichen Probleme. Das Idealgewicht liegt zwischen anderthalb und drei Kilogramm. Es werden aber auch Hunde gezüchtet, die nicht mehr als 500 Gramm wiegen - von Tierschützern auch Qualzuchten genannt. In der Wallonischen Region ist man deshalb auch bemüht, die Zuchtbedingungen zum Wohl der Tiere weiter zu verschärfen.
Aufgrund seiner Körpergröße und seines Fliegengewichts geht vom Chihuahua kaum eine Gefahr aus. Dafür lebt er selbst aber in ständiger Gefahr – die wohl größte ist, dass man auf ihn drauftritt. Das ist Wilson bisher aber erspart geblieben. "Es ist schonmal vorgekommen, dass wir ihm auf die Pfote getreten sind oder er einem vor die Füße gelaufen ist. Man sieht ihn nicht so schnell wie einen Labrador oder Schäferhund. Aber wirklich auf ihn drauf getreten – das ist noch nicht passiert."
Beliebte Beute
Der kleiner Vierbeiner bricht übrigens noch einen weiteren Rekord. Er ist nämlich nicht nur der beliebteste Hund in Belgien, sondern auch der meistgestohlene. 73 Tiere wurden nach Informationen der Meuse letztes Jahr als gestohlen gemeldet.
"Unserer ist glücklicherweise noch nicht gestohlen worden, aber wir sind da auch sehr vorsichtig und würden ihn nie draußen vor einem Geschäft anbinden. Wenn wir irgendwo hingehen, wo er nicht mit rein darf, bleibt einer immer mit ihm draußen und behält ihn im Auge, weil ich effektiv auch schon häufiger gehört habe, dass das der Fall ist und wir da kein Risiko eingehen wollen."
A propos Risiko: Klein wie sie sind, gehen sie auch besonders oft verloren. Rund 170 Chihuahuas wurden letztes Jahr als vermisst gemeldet. Damit ist der Chihuahua auch hier Rekordhalter.
Melanie Ganser