"Mein Name ist Stephan Krehwinkel. Ich habe bisher in Aachen gearbeitet. Ich bin jetzt schon 33 Jahre in eigener Praxis tätig, habe vorher die Facharzt-Ausbildung im Krankenhaus wahrgenommen und habe jetzt entschieden, noch einige Jahre Facharzt in Belgien sein zu wollen", sagt Krehwinkel.
Nach über drei Jahrzehnten hat Dr. Stephan Krehwinkel also beschlossen, seine Praxis in Aachen zu schließen. Mit 68 Jahren wagt er in Eynatten den Neuanfang und kehrt dem deutschen Gesundheitssystem den Rücken. Dafür führt er gute Gründe an.
"Die Bürokratie als Arzt ufert aus. Wir haben so viele Dinge zu tun, die mit unserem Beruf als Arzt nichts mehr zu tun haben, die wir aber erfüllen müssen. Man kommt viel zu wenig zu dem, was man eigentlich gelernt hat, und hat zu wenig Zeit, um Gespräche mit Patienten zu führen", so Krehwinkel. "Ich denke, man kann in Belgien noch mehr das sein, was man eigentlich sein will."
Krehwinkel blickt auf eine langjährige Berufserfahrung zurück. Seit rund 40 Jahren ist er schon im Fach – und setzt dabei auf einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der traditionellen Gynäkologie und Geburtshilfe ist Krehwinkel vor allem auch ein Spezialist für Präventivmedizin und Wechseljahre.
"Was mir sehr am Herzen liegt, ist die anliegende Hormonsprechstunde, insbesondere für Frauen in der Menopause. In diesem Bereich arbeite ich seit vielen Jahrzehnten und habe mich darauf auch spezialisiert", erklärt Krehwinkel. "Hinzu kommen Fragen des Kinderwunschs und Bereiche der Prävention. Was ist möglich, um möglichst lange in Gesundheit älter werden zu dürfen?"
In Zukunft wird Krehwinkel übrigens auch mit dem St. Nikolaus Hospital in Eupen zusammenarbeiten. "Mein sehr geschätzter Kollege Dr. Crommelinck ist ja bereits in Eupen niedergelassen und arbeitet im dortigen Krankenhaus. Mit ihm und den anderen Kollegen werde ich selbstverständlich zusammenarbeiten. Allerdings habe ich nicht vor, im Krankenhaus zu operieren."
Bislang ist Krehwinkel nur freitags in seiner Praxis in Eynatten anzutreffen. Das wird sich aber schon in wenigen Monaten ändern. "Ich werde meine Zelte in Aachen ganz abbrechen und habe dann noch eine Phase von Umzug vor mir. Ab dem 1. Juli bin ich dann nur noch in der Praxis in Eynatten."
Und dann wird er den Ostbelgierinnen wohl auch noch einige Jahre erhalten bleiben. Bis er 75 ist, will Krehwinkel nämlich noch praktizieren.
Melanie Ganser
Ich finde das ja super, aber wie sieht das mit der Krankenkasse aus? Man muss doch alles im Voraus bezahlen, und bekommt von der Kasse einen Teil zurück. Ich finde das System nicht gut. Und jedesmal wenn man geht 5 euro. Ist ein bisschen teuer. Oder???
Ja, Frau Koolen, da müssen Sie schon das Gesamtpaket berücksichtigen. In Deutschland zahlt man WESENTLICH höhere Krankenkassenbeitrage (direkt vom Brutogehalt abgezogen). Ich habe es mal an meinem Beispiel ausgerechnet: 88 € in Belgien, über 180 € wäre es in Deutschland, da kann ich locker jeden 2. Tag zum Arzt rennen und stände mich noch besser. So schnell kehrt sich die Situation. Außerdem, wer zu wenig verdient, dem werden die Summen erlassen. Kommt noch dazu, dass wir hier nur 1Gruppe Patienten haben, kein 2-Klassen-System, nein, besser steht man sich in Deutschland nicht. Es kommen noch andere Faktoren, wie Arzneimittel dazu, da punktet Deutschland besser, aber jede Gesellschaft wächst mit ihrem System auf und richtet sich danach