Mullbinden, Kältesprays, Wärmesalben oder sterile Kompressen – dass man diese Mittel im Supermarkt einkaufen kann, freut bestimmt den ein oder anderen Verbraucher, die Apotheker sehen das jedoch kritisch.
Ihre Beratung ist in solchen Fällen dann nicht mehr gefragt, was nicht unbedingt von Vorteil ist, findet die Eupener Apothekerin Christine Schunck. "Prinzipiell gilt für alles - Nahrungsergänzungsmittel, Hilfsmittel und so weiter: Wenn die Person genau weiß, was sie kauft, ist das in Ordnung. Aber beim Fachmann hat man immer noch den Rat, welche Kompresse oder Salbe man für welches Wehwehchen nötig hat."
Der gleichen Meinung ist auch Nathalie Henrard, die in Hergenrath eine Apotheke führt. "Das Problem ist, dass es im Supermarkt keine Beratung gibt. Da fehlt der Apotheker. Der würde sich eine Wunde anschauen und entscheiden, ob eine ärztliche Untersuchung anzuraten wäre."
"Außerdem: Wie werden diese Produkte kontrolliert? Die Geschäfte haben schon Probleme mit den Lebensmitteln, wie können sie dann die Qualität dieser Produkte garantieren?", fragt Nathalie Henrard.

Das Risiko sei groß, dass sich in Zukunft Patienten trotzdem in der Apotheke beraten lassen, die Mittel dann aber im Supermarkt kaufen. "Wir sehen das auch beim Internet, dass manchmal die Leute sich bei uns Informationen holen und nach den Preisen fragen, aber meinen, sie würden im Internet ein paar Cent sparen", erklärt Apotheker Klaus Reul. "Das gibt es und wird es auch in dieser Beziehung geben."
Klaus Reul sieht noch ein ganz anderes Problem. Er glaubt nicht, dass die Supermärkte ein ähnlich breites Sortiment an Hilfsmitteln anbieten werden, wie es die Apotheken jetzt tun. "Der Supermarkt wird sich nur die 'Rosinen' nehmen wie die ganz einfachen Kompressen. Aber alle speziellen Sachen, wo Beratung nötig ist und wo die Margen kleiner sind, die müssen wir abgeben. Darüber sind wir sauer."
Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open-VLD) hofft, dass durch diese Änderung die Preise für medizinische Hilfsmittel fallen. Ob das so sein wird, bleibt abzuwarten.
Übrigens: Wer eine Verschreibung seines Arztes für ein Hilfsmittel hat, der geht auch weiterhin besser zur Apotheke, denn nur da wird die Rückerstattung durch die Krankenkasse garantiert.
lo/km