"Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von all den anderen, die bisher ausprobiert worden sind" - das wusste schon Winston Churchill und das gilt auch heute noch. Unsere Demokratie ist nicht perfekt. Sie muss sich weiter entwickeln, weiter gelebt werden, weiter gedacht werden. Das geht aber nur, wenn das Volk, das doch in der Demokratie herrschen soll, auch dazu in der Lage ist. Platt gesagt: Wer nicht mit dem Hammer umgehen kann, sollte auch keine Nägel einhauen.
Genau das bezweckt auch die politische Bildung. Sie will Menschen helfen, demokratische Prozesse und Institutionen zu verstehen und sich mit Themenbereichen, die die Gesellschaft bewegen, auseinander zu setzen. Nur so können sie ihre Stimme bei der Wahl sinnvoll einsetzen. Das ist besonders heute wichtig, wo Information und Meinungsmache durch das Netz neu definiert werden - mit den dazugehörigen Problemen und Chancen.
Die Aufgabe politischer Bildung sieht DG-Unterrichtsminister Harald Mollers verstärkt bei den Schulen. Er will aber nicht - wie von manchen Stellen gefordert - ein eigenes Fach daraus machen, sondern das Thema fächerübergreifend angehen. "Wegen der Fülle der Themen, die mit politischer Bildung zu tun haben, halte ich es für unrealistisch, dass ein einziger Lehrer das im Rahmen eines ein oder zwei Stunden langen Unterrichtes abdecken kann. Im Gegenteil - für mich ist es die Verantwortung jeden Lehrers, die Schüler zu kritischen und mündigen Bürgern dieser Gesellschaft zu erziehen."
Die politische Bildung fächerübergreifend anzubieten, ist anspruchsvoller, als aus ihr ein eigenes Schulfach zu machen. Die Gefahr besteht, dass sich am Ende keiner wirklich zuständig fühlt. "Das ist in der Tat die Gefahr, dass sich niemand richtig zuständig fühlt. Ich bin aber sicher, dass wir es mit der Zeit schaffen werden, auch da Akzente zu setzen, indem wir Schulen und Lehrer begleiten", so Mollers. "Wir sind dabei, eine ganze Reihe von Angeboten auf den Weg zu bringen und dazu gehört auch der Katalog 'Demokratie macht Schule'. Dadurch können Schulen auf sehr niederschwellige Art und Weise auf bereits bestehende Angebote zurückgreifen, die sie dabei unterstützen, Demokratiebildung im weitesten Sinne zu betreiben."
Erstellt wurde der Katalog für "Demokratie macht Schule" vom frischgebackenen Institut für Demokratiepädagogik (IDP) an der Autonomen Hochschule in der DG. Das Institut lief vorher unter dem Namen Grenzgeschichte DG, wurde jetzt aber mit einem neuen Aufgabenbereich betraut.
Der Katalog umfasst zahlreiche Ateliers für verschiedene Altersklassen von der klassischen Bürgerkunde bis hin zu einem Workshop in Politsatire. Die Ateliers sollen Lehrern Arbeit abnehmen, es ihnen also leichter machen, die politische Bildung auch tatsächlich in ihren Unterricht zu integrieren.
Das Programm selbst soll sich in den nächsten Jahren noch weiter entwickeln, denn einige wichtige Themenbereiche, wie zum Beispiel die Meinungsmache im Internet oder der Umgang mit Medien, fehlen noch. "Das liegt einerseits daran, dass es in manchen Bereichen nicht ganz leicht ist, aus der Fülle der Angebote die qualitativ hochwertigen Angebote auszusuchen", so Mollers. "Andererseits gibt es für manche Bereiche auch noch keine passenden Angebote oder sie sind hier in Ostbelgien nicht erreichbar. Ich bin sicher, dass es noch Lücken gibt, die wir noch füllen können und auch das Institut (IDP, a.d.R.) selbst wird noch neue Angebote entwickeln, um das Programm zu vervollständigen."
Mollers hofft, dass das neue Programm ähnlich erfolgreich wird wie seine beiden Vorgänger "Kultur macht Schule" und "Wirtschaft macht Schule". Die Ateliers können von den Schulen das ganze Jahr über das Institut für Demokratiepädagogik gebucht werden.
Anne Kelleter
Eine wirklich gute Idee. Gratulation.
Aber nicht nur Kinder brauchen Unterricht in Sache Demokratie, sondern auch so mancher Politiker. Auch in der DG werden demokratische Prinzipien manchmal "flexibel gehandhabt". Ein gutes Beispiel waren letztes Jahr in der Gemeinde Buellingen die Geschehnisse, die zur Bildung der Einheitsliste gefuehrt haben. Die daran Beteiligten sollten vielleicht auch mal die Schulbank in Sachen Demokratie druecken. Kann bestimmt nicht schaden. 😁
Was für ne Quatsch ! In Belgien ist im Praktikum doch bloss keine Demokratie.
Direkter Bürgerentscheid einführen. Dann haben wir Demokratie, egal wer regiert.
Die arme Demokratie! Was ihr alles angedichtet wird! Dabei bedeutet sie nichts anderes als "Volksherrschaft"!
Soweit die herschende Klasse es zulässt müssen wir uns aber Gedanken machen, ob die derzeit praktizierte Volksherrschaft auch auf allen Ebenen ihrem Namen und ihrem Anspruch noch gerecht wird. Direkte Demokratie oder Bürgerentscheide werden ja von vielen Polit- und EU- Funktionären gescheut wie das berühmte Weihwasser vom Teufel. Die Menschen seien angeblich "nicht bereit" dazu oder "zu schlecht informiert".
Aber für ein Kreuzchen machen zu dürfen/ sollen/ müssen oder gar die Wahlpflicht wie in Belgien scheint es dann aber wieder zu reichen.
Hin und wieder sollte man daran erinnern, das es absolut legitim ist, wie und wen das Volk wählt, auch wenn das so manchen rot- grün- braunen Bedenkenträgern, Besserwissern und Ideologen nicht passt. So etwas nennt man Demokratie!
Ein sehr guter Beitrag , Herr Schallenberg
Ja, Demokratie heißt Volksherrschaft, man meint aber, es ist Meinung der Herrschenden, Toleranz fordern sie immer von anderen, selber können sie es
nicht halten.Ich sag immer:Toleranz ist ein großes und gutes Wort, keiner handelt danach.
Die Worte "Toleranz" und" Demokratie" genauso wie das Wort"Liebe" werden sehr oft mißbraucht!