Haushaltsartikel, Küchenutensilien, Gläser und Porzellan - fast alles ist weg. Der Laden von Hermann Didden und seiner Frau Ria sieht ziemlich leer aus. Bereits im November hatten die Geschäftsleute damit begonnen, die Ware drastisch um 50 Prozent zu reduzieren. Der Ansturm war groß.
Den Entschluss, das Geschäft aufzugeben, hatte Hermann Didden schon Anfang letzten Jahres gefasst. "Es ist uns schon sehr schwer gefallen, aber wir werden dieses Jahr 72 Jahre alt und man will ja nicht vom Geschäft zum Friedhof oder Altenheim getragen werden", sagt Hermann Didden.
46 Jahre führte Hermann Didden selbst das Geschäft. Er hatte den Laden 1972 von seiner Schwiegermutter übernommen. Zuvor waren die Großeltern und davor die Urgroßeltern seiner Frau Ria Geschäftsinhaber. "Das Geschäft besteht seit 1873. Vorher gab es mehr Eisenwaren - es war mehr ein Handwerkergeschäft", erklärt Didden. "1972 habe ich das Geschäft dann übernommen. Ich habe im Hotelfach gelernt und hatte wenig Ahnung von Werkzeug. Durch das Hotel hatte ich aber viel mit Porzellan, Bestecken, Gläsern und Kochtöpfen zu tun und deswegen haben wir das Geschäft damals umgestellt."
Es waren vor allem Stammkunden, die das Angebot von Lentz-Linnartz schätzten. "Wir haben Kunden, deren Eltern und Großeltern schon gekommen sind", berichtet Didden.
Als Hermann Didden begann, waren Haushaltswaren noch sehr gefragt. Doch die gesellschaftlichen Veränderungen haben sich auch auf das Kaufverhalten der Kunden ausgewirkt. Hochzeitslisten, wie sie in den 70er und 80er Jahren weit verbreitet waren, werden kaum noch gefragt. Und junge Leute legen meist auch keinen großen Wert auf teures Porzellan und aufwendige Tischkultur.
Bei Lentz-Linnartz wurde aber nicht nur eingekauft. Der Laden war auch ein Treffpunkt für ein Schwätzchen mit den Kunden. Da blieb auch mal Zeit für eine Tasse Kaffee. Diese Zeiten sind aber vorbei. Heute fürchtet Hermann Didden um die Zukunft des kleinen Einzelhandels. "In zehn Jahren wird es keine kleinen Geschäfte mehr in St. Vith geben. Wir haben jetzt sechs große Geschäfte. Für die kleinen Geschäfte wird es sehr schwierig."
Auch für seine Branche sieht Hermann Didden schwarz. "In Kelmis, Eupen oder Malmedy gab es früher zwei, drei Geschäfte. Und in St. Vith gab es acht Geschäfte für Porzellan, als ich angefangen habe. Jetzt waren wir alleine und ich glaube auch nicht, das so ein Geschäft nochmal aufmacht."
Somit geht nicht nur ein Familienbetrieb zu Ende, sondern auch eine alte Geschäftskultur, die im Zeitalter des Online-Handels und der Rabatt-Schlachten nur noch wenig Überlebenschancen hat. Am 1. Februar werden die Haushaltswaren Lentz-Linnartz der Vergangenheit angehören. Hermann und Ria Didden gehen dann in den wohlverdienten Ruhestand.
mb/mg
Sehr schade, dass sie schliessen!
Wäre gerne im September wieder vorbeigekommne.
Ich wünsch Ihnen beiden einen schönen Ruhestand, beste Gesundheit und viel Zufriedenheit.
Ingrid Leyens ( Aus Algier )