Der Journalist Wilhelm Hahne hat am Samstag sein Sachbuch zu den Hintergründen des Finanzskandals am Nürburgring vorgestellt. Auf mehr als 600 Seiten sollen darin "die wahren Fakten des wahrscheinlich größten Wirtschaftsskandals in der Geschichte von Rheinland-Pfalz" aufgezeigt werden.
'Skandal? - Nürburgring 2009 - Affäre?'
Hahne schildert den langen Weg von den ersten Planungen zum Ausbau der Rennstrecke bis zum Rückzug des Landes aus dem Ring-Management in diesem Jahr. Er schreibt aber selbst im Vorwort, auch dieses Buch könne nur darauf aufmerksam machen, wie facettenreich das Thema sei.
"Einige Beteiligte scheinen längst die Übersicht verloren zu haben. Andere hatten sie von Anfang an nicht." Wilhelm Hahne
Der Autor sieht sein Werk auch als politischen Denkanstoß. Es sei schwierig sich gegen etwas zu wehren, was die Politik durchsetzen wolle.
Zur Buchvorstellung hatte Hahne auch Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) eingeladen, doch der sagte wegen anderer Termine ab. Im Juni hatte Beck sogar noch in der Staatskanzlei in Mainz den Krimi 'Die Nürburg Papiere' gemeinsam mit Autor Jacques Berndorf vorgestellt. Der Roman über Mord am Nürburgring spielt vor dem Hintergrund der Finanzaffäre
Beck sagte kürzlich über Hahne: "Ich glaube, dass das ein anständiger Mann ist, der sich verrannt hat". Davon will der Autor nichts wissen. "Ich habe nichts gegen Investitionen am Nürburgring", stellt er klar. Aber das Projekt, das einen Ganzjahresbetrieb an der Eifel-Rennstrecke ermöglichen sollte, sei auf der Grundlage falscher Gutachten zustande gekommen. So hätten die Besucherprognosen immer wieder nach unten korrigiert werden müssen.
Geplatzte Privatfinanzierung
Die Privatfinanzierung des rund 330 Millionen Euro teuren Freizeit- und Businessparks am größtenteils landeseigenen Nürburgring war 2009 geplatzt. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen den Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) und weitere Manager unter anderem wegen Untreue und Betrugs. Auch ein Untersuchungsausschuss des Landtags befasst sich mit der Affäre.
Die größte Attraktion nach dem Ausbau, die Achterbahn Ringracer, wird auch 2010 nicht mehr in Betrieb gehen. Im September 2009 war es bei einem Testlauf zu einer Explosion gekommen. Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) räumte bereits ein, dass angesichts dessen auch die schon heruntergestufte Prognose von jährlich 170.000 Besuchern nicht einzuhalten sei.
mit Tobias Goerke, dpa (Bild: Nürburgring)