Pater Richard Backes ist es als Missionar gewohnt, Weihnachten nicht mit seiner Familie in Ostbelgien zu verbringen. Ursprünglich kommt der Franziskaner aus dem Ourgrund. "Pater Richard Backes kommt aus der Pfarre Mackenbach. Seine Mutter kommt aus Atzerath, sein Vater aus Heuem. Er war Waisenkind. Seine Eltern sind im Krieg geblieben. Später ist er bei seinem Großvater aufgewachsen. In jungen Jahren kam er dann nach Eupen zu einem Landwirten und so hat er die franziskanische Gemeinschaft im Garnstock kennengelernt", erzählt Marlene Backes aus Atzerath.
Schon in jungen Jahren verschlägt es den Ourgrunder nach Brasilien. "Er war 21, als er sich berufen fühlte, Priester zu werden. Er ist dann mit dem Schiff nach Rio und hat in Petropolis an der Theologie-Schule der Franziskaner studiert", berichtet Marlene Backes. "1968 ist er zurückgekommen und hier in St. Vith zum Priester geweiht worden. Das war im Dezember vor 50 Jahren."
Marlene Backes und neun weitere Ostbelgier wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dem Missionar persönlich zu seinem Goldenen Priesterjubiläum zu gratulieren. Der Besuch aus seiner Heimatpfarre und einer Cousine aus Herbesthal war für den Pater das schönste Geschenk. Für ihn die Möglichkeit, nochmal Platt zu sprechen - aber auch den Ostbelgiern seine Wirkungsorte in Südbrasilien zu zeigen.
In mehreren südlichen Bundesstaaten war die Reisegruppe unterwegs. Besonders berührt hat Marlene Backes die "Fazenda da Esperança", auf deutsch "Farm der Hoffnung", ein Projekt speziell für Suchtkranke. "Auf dieser Fazenda leben die 130 Einwohner wie in einem Dorf zusammen. Sie feiern jeden Tag Heilige Messe, sie beten zusammen, haben eucharistische Anbetungen, Austausche zu Bibelworten - eine ganz straffe Führung also.
65 Prozent der Einwohner ziehen die Sache durch und werden dann in ein neues Leben entlassen", so Marlene Backes.
Die Farm liegt beim Wallfahrtsort Aparecida im Staat São Paulo. Vor allem an den Rändern der Großstadt São Paulo hat Pater Backes vieles mit aufgebaut. "Er hat dafür gesorgt, dass die Kinder aus den Favelas unterkommen. Er hat Kindergärten und Schulen mitgebaut - immer nur für die Ärmsten", sagt Marlene Backes. "Wir haben seine Vila Dionisia besucht. Dort wird von ihm in den höchsten Tönen gesprochen und er wird sehr gelobt."
Er ist ein Pater, der das Evangelium nicht nur verkündet, sondern auch in der Beziehung zu seinen Mitmenschen lebt, berichtet Marlene Backes. Auch an seinem jetzigen Standort ist Pater Backes beliebt. "Er lebt in Forquilhinha im Staate Santa Catarina, ganz im Süden, in einer Pfarre, die nicht so städtisch ist. Er betreut zusammen mit zwei Padres 26 Kirchen in zwei Pfarren."
Santa Catarina ist übrigens auch bekannt dafür, dass sich dort viele deutsche Einwanderer niedergelassen haben. "Er bekommt das mit und wir haben es auch erlebt: Merkten die Leute, dass wir deutsch sprechen, fingen sie auch an, deutsch zu reden. Wegen dem Akzent hatten wir allerdings manchmal Mühe, es zu verstehen."
Der Süden Brasiliens habe sich gut entwickelt, findet Pater Backes. Geschockt war der Missionar aber von der Armut in Angola, wo er vor einigen Jahren gelebt hat. Krankheitsbedingt musste er nach Brasilien zurückkommen.
Jetzt steht in Forquilhinha der Ausbau eines Seniorenheims an. Unterstützt wird das unter anderem von Spenden aus Ostbelgien. "In Ostbelgien gibt es die Missionsgruppen. Sie unterstützen nicht nur Pater Backes, sondern alle Missionare, die von Ostbelgien in die weite Welt hinaus gegangen sind. Jetzt hatten wir auch Spenden mitgenommen - seitens der Pfarrverbandes, der Gemeinde St. Vith und privaten Bürgern."
Weihnachten feiert Pater Backes noch mit den Menschen in seiner jetzigen Pfarre, doch schon im Januar soll er wieder nach São Paulo ziehen. Auch wenn er Ostbelgien noch einmal besuchen will, seinen Lebensabend wird Pater Backes zweifelsohne als Missionar in Brasilien verbringen. "Ein Franziskaner, der baut auf, aber wenn er gehen muss, schaut er nicht zurück", hat Pater Backes mal gesagt.
Raffaela Schaus