Giorgio kommt seit einem Jahr regelmäßig ins Ephata-Zentrum. Günther Biegmann, einer von vielen Ehrenamtlichen, hilft dem Zehnjährigen bei den Aufgaben. Giorgios Klassenkameradin Azra besucht die Aufgabenschule schon seit dem dritten Schuljahr. Jeden Montag und Donnerstag kommt sie ins Ephata. "Meine Eltern kommen aus Montenegro und ich komme aus Belgien. Zu Hause reden wir jugoslawisch", erklärt die Zehnjährige.
Die meisten Kinder in der Aufgabenschule haben einen Migrationshintergrund, so auch Isaq und Nail. Die beiden pauken gerade mit Annick Stickelmann Vokabeln für den Französischtest. Die Rechtsanwältin betreut schon im dritten Jahr Kinder in der Aufgabenschule ehrenamtlich. "Ich merke schon, dass es was bringt", sagt sie. "Vor allem wenn die Kinder hinterher mit positiven Testergebnissen kommen. Aber es ist natürlich klar, dass eine Stunde pro Woche nicht viel ist. Bei manchen Schülern merkt man schon, dass eine intensivere Betreuung nötig wäre. Aber man tut was man kann."
Insgesamt 100 Primarschüler besuchen die Aufgabenschule und rund 60 Sekundarschüler. Je nach individuellem Bedarf kommen die Kinder ein bis zweimal pro Woche. "Die Kinder kennen die Kultur der Hausaufgaben oft nicht", erklärt Amélie Langer, Koordinatorin der Aufgabenschule. "Die Eltern sprechen ganz oft auch nicht die Sprache und können nicht unterstützen. Unser Schwerpunkt sind wirklich die Hausaufgaben. Danach versuchen wir dann herauszufinden, wo die Probleme der Kinder sind und wo wir dran arbeiten können."
Lange Warteliste
Die Nachfrage nach Unterstützung ist groß. Es gibt eine Warteliste von 50 bis 60 Kindern. Die langjährige Erfahrung und das Freiwilligen-Netzwerk des Ephata hat das Zentrum für Förderpädagogik sich zu Nutzen gemacht und ist vor neun Jahren eine Kooperation mit der Aufgabenschule eingegangen. "Das ist eine richtige Win-Win-Situation hier. Wir haben zwar die Pädagogen und das Know-How, aber Ephata ist durch die langjährige Arbeit hier im Viertel bekannt. Die Menschen hier vertrauen den Mitarbeitern von Ephata, und so können wir dort alles zusammenführen", erklärt Dirk Schleihs, Direktor des Zentrums für Förderpädagogik.
"Wir haben auch überlegt, wie wir die Ehrenamtlichen schulen können. Wir bieten selbst Weiterbildungen an und versuchen, verschiedene Standards einzuführen, wie wir sie auch bei uns in den Schulen haben. Das ist im ehrenamtlichen Bereich natürlich eine andere Nummer, aber nicht unmöglich", glaubt Schleihs.
Erfolgserlebnisse
Die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum des ZFP ist Teil eines Netzwerkes, das die Aufgabenschule nutzt. "Wir haben regelmäßig Kontakt mit den Schulen und tauschen uns auch intern mit den Lehrern aus, um zu wissen, wo der Schüler steht", erklärt Amélie Langer.
Dass die Mühe sich lohnt, zeigen die Erfolgserlebnisse der Aufgabenschule. "Viele Schüler bringen uns tatsächlich ihr Zeugnis", sagt Amélie Langer. "Viele Lehrer geben uns auch ein Echo und sagen, dass man merkt, dass dem Kind die Aufgabenschule gut tut. Vor zwei Tagen rief mich eine Mutter an und sagte, dass ihr Sohn die Prüfung bestanden hat - dank dem Begleiter hier. Das sind natürlich schöne Nachrichten, über die man sich freut."
mb/mg
Wofür gibt's denn die "Integrationsklassen" in den "normalen" Schulen - meist bis zum 6ten Primarschuljahr und meistens danach dann doch die Förderschule wie das ZFP ? Auch wenn die Kinder das 6te Primarschuljahr beendet haben, erhalten diese noch lange nicht das "Abschlussdiplom" dieser, dies erhalten diese erst nach 5 - 6 Jahren "Sekundarförderunterricht" mit dem etwaigen Endstand des 4ten - 6ten Primarschuljahres und sie sind immer noch zum größten Teil benachteiligt, besonders wenn es um eine Lehre und Berufsschule geht. Und ja weiß dies aus eigener Erfahrung bei dem eigenen Kind und was dabei oft auf der Strecke bleibt, die 2tsprache, überwiegend französisch und zum Teil auch Mathe.