Es geht um die Flugzeuge einer türkischen Chartergesellschaft und einer deutschen Fluggesellschaft, die am 6. September östlich von Lüttich beinahe zusammengestoßen wären. Der zuständige Fluglotse im Kontrollturm in Steenokkerzeel hatte es nicht kommen sehen. Eine Kollision konnte aber durch das interne Warnsystem der Flugzeuge vermieden werden.
Nach Angaben der Fluglotsen wurde eine Katastrophe nur knapp vermieden. Aber das zuständige Kontrollorgan - die Air Accident Investigation Unit (AAUI) - hat entschieden, dass der Fall nicht einer näheren Untersuchung bedarf, da es kein schwerwiegender Vorfall gewesen sei. Konkret heißt das, dass der Sicherheitsabstand von 1.000 Fuß - umgerechnet sind das etwa 304 Meter - so gerade nicht überschritten worden sei.
Doch die Fluglotsen lassen es nicht darauf beruhen. Sie haben ihrem Chef, dem Belgocontrol-Geschäftsführer Johan Decuyper, einen bösen Brief geschrieben. Dieser Brief ist auch in der Redaktion der Zeitung De Standaard gelandet. In dem Schreiben heißt es, der Vorfall sei ein Musterbeispiel für eine fahrlässige Sicherheitskultur in der Luftfahrtsicherheitsbehörde. Sie beklagen eine chronische Unterbesetzung in ihrem Dienst. Und das sei ein dringendes Sicherheitsproblem.
Noch im März hatten wir hier im BRF gemeldet, dass Belgocontrol eine Kampagne zur Anwerbung neuer Mitarbeiter gestartet hatte. Gesucht werden zusätzliche Fluglotsen für die Flughäfen Charleroi und Lüttich. Hintergrund ist der rasche Wachstum an den beiden Flughäfen.
Bewerber sollten nicht nur jung sein, sondern unter anderem auch die Fähigkeit besitzen, Entscheidungen schnell treffen zu können, stressresistent sein und über sehr gute Englischkenntnisse verfügen. Das heißt: Einen Fluglotsen holt man sich nicht schnell von der Straße. Kandidaten müssen sich auch einem Wissenstest sowie einem medizinischen und einem psychologischen Test unterziehen. Wenn dies bestanden wird, dauert die anschließende Ausbildung zwei Jahre.
standaard/mz