Fast täglich dreht Herbert Rauw seine Runden durch den Wald: Von Kind an fasziniert ihn die Pflanzen- und Tierwelt, und seit 36 Jahren liegt dort auch sein Aufgabenfeld für die Gemeinde. Zur Zeit beschäftigt ihn der Borkenkäfer, der die 150 Jahre alten Fichten im Wirtzfelder Wald befallen hat. "Die Schäden sind dieses Jahr schon beträchtlich. Aber genaue Zahlen kann man noch nicht nennen. Man muss abwarten, was das Frühjahr bringt. Bisher sind im Gemeindewald Büllingen ca 4.000 Festmeter Fichte von Käfern befallen. Den größten Teil haben wir schon verkauft, abgeerntet und abgefahren", erklärt Rauw.
Für Herbert Rauw ist diese Situation nicht neu. In seiner langen Amtszeit war er schon mehrfach mit solchen Schäden konfrontiert. Im Rückblick sind es vor allem die Naturereignisse, die dem 66-Jährigen in besonderer Erinnerung bleiben, darunter die schweren Stürme 1990. "Ich kann mich an einen Holzverkauf 1989 erinnern: Damals erzielten wir noch Höchstpreise von 3.200 Franken für dickes Holz. Im Januar und Februar kamen dann diese Stürme. Danach waren Waldwege versperrt und riesige Mengen Windwurf-Holz zu bewältigen", erinnert sich Herbert Rauw.
1977 wurde Herbert Rauw erstmals in den Gemeinderat gewählt - zum Zeitpunkt der Gemeindefusion. Seitdem hat sich vieles verändert in der Kommunalpolitik. Umweltfragen sind drängender geworden. Und der Klimawandel mit extremen Wetterverhältnissen hat auch in den Gemeinden ein Umdenken erfordert. "Wir können nicht wie früher nur mit Monokulturen arbeiten. Für mich ist die Fichte in unseren Höhenlagen nach wie vor die Baumart Nr. 1, aber man kann sie nicht mehr an allen Standorten einbringen. Feuchtgebiete und Südhänge sind nicht der richtige Standort für Fichten", sagt Rauw. "Man muss mit anderen Baumarten arbeiten. Vermutlich wird in Zukunft vermehrt auf Tannen und Eichen gesetzt werden. Aber die Fichte darf ihren Platz nicht verlieren, denn schließlich ist sie der Baum, der den Gemeinden das Geld bringt."
In dieser Hinsicht ist das Jahr 2018 wenig erfreulich für die Gemeinde Büllingen gewesen. Was seine letzten Holzverkäufe als Waldschöffe betrifft, zieht Herbert Rauw eine ernüchternde Bilanz. "Wir haben bei zwei Holzverkäufen 300.000 Euro Einnahmen erzielt. Hinzu kommt der Erlös von 4.000 Festmetern Käferholz: rund 150.000 Euro. Und im Frühjahr hatten wir circa 4.500 Festmeter Windwürfe. Alles in allem kommen wir also an rund 600.000 Euro, was ja auch noch eine gute Einnahme ist. Aber in den letzten Jahren waren wir es gewohnt, eine Einnahme zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Euro zu haben. Das ist dann schon ein starker Unterschied."
Herbert Rauw hat sich im Laufe der Jahrzehnte viel Sachkenntnis angeeignet. Beruflich war er im Notariat tätig. Als er Schöffe wurde, hat er seine Arbeitszeit dort allmählich reduziert - zugunsten des Engagements für den Wald. "Ich habe als junger Kerl den Försterkurs gemacht. Das war ein Einstieg, aber die Zusammenarbeit mit Förstern, Waldarbeitern, Holzhändlern bringt ein Wissen mit sich, das man sich über die Jahrzehnte aneignet hat. Das kommt einem zugute und diesen Rat möchte man auch gerne seinem Nachfolger mitgeben. Und ich hoffe, dass wir der Gemeinde und dem Wald in dieser Richtung auch verbunden bleiben."
mb/mg