Am Samstag, 24. November, ist es soweit. Dann haben Bürgerinnen und Bürger endlich die Gelegenheit, das neue Gerichtsgebäude im Herzen von Eupen zu besichtigen. Zwischen 14 und 18 Uhr wollen Rechtsanwälte, Richter und Staatsanwaltschaft ihre Arbeitsbereiche präsentieren. Vorgesehen sind neben Führungen auch Schauverfahren als Polizei, Zivil- und Strafprozesse.
Die Anwaltschaft möchte die Chance nutzen, ihren Berufsstand in all seinen Facetten näher zu bringen. "Ich verspreche mir davon, dass viele Bürger aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft mal schnuppern kommen, denn es gibt den Bürgern die Gelegenheit, fiktiven Schauprozessen beizuwohnen. So kann der Bürger sehen, wie so ein Verfahren abläuft", erklärt Elvira Heyen, Präsidentin der Anwaltskammer Eupen.
Parallel läuft eine am 22. Oktober gestartete Aktion zur "Erstberatung an 50 Euro", wie es wörtlich heißt. Hier können Rat- und Rechtssuchende sich eine halbe Stunde beraten lassen, ohne höhere Kosten fürchten zu müssen. Dabei geht es darum, eine erste Orientierung in einem persönlichen Fall zu erhalten. "Wir profitieren von diesem Tag, um die Kampagne 'Erstberatung an 50 Euro' vorzustellen. Oft denkt der Rechtssuchende, dass die Kosten des Anwalts nicht tragbar sind und er für einen kleinen Streitfall nichts nutzt. Für die 50 Euro - Mehrwertsteuer inbegriffen - kann der Rechtssuchende nochmal erfahren, wie wertvoll der erste Rat ist", sagt Heyen.
Tage der Offenen Tür in gemeinschaftlicher Aktion der elf französischsprachigen Kammern und der deutschsprachigen Anwaltschaft haben eine lange und gute Tradition. Unmittelbar nach dem 30. Geburtstag des deutschsprachigen Gerichtsbezirks und der Eupener Rechtsanwaltskammer ist der Rahmen für eine Offene Tür jetzt aber ein ganz besonderer: denn der neue Justizpalast, der bald alle Justitia-Dienste vereinigt, dürfte zusätzliche viele Hundert Menschen motivieren, sich zu informieren.
Das lichtdurchflutete großzügige Gebäude am Rathausplatz steht als Symbol für eine Jahrzehnte währende geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklung. 1988 zum Start gab es 16 Anwälte in der deutschsprachigen Kammer, heute sind es deren 53.
"Früher beschränkten sich die Verfahren auf kleine Verkehrsdelikte und Scheidungsverfahren - das waren die zwei Schwerpunkte, die der Anwalt in seiner Kanzlei bearbeitete. Heute sind viele Streitpunkte und Rechtsgebiete hinzugekommen. Vor 30 Jahren sprach man noch nicht von Steuerrecht und auch das Arbeitsrecht war begrenzter. Heute gibt es viele neue gerichtliche Mandate", erklärt Heyen. "Das Tätigkeitsfeld des Anwalts hat sich sehr ausgeweitet."
rs/mg
Ist die Kantine bzw. das Restaurant schon eröffnet???