Der Arbeitgeberverband in der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat in dieser Woche zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Gastredner war Jeroen Franssen vom Technologie-Arbeitgeberverband Agoria. Er hat eine Studie über die Entwicklung des Arbeitsmarktes bis zum Jahr 2030 vorgestellt.
Wenn man nur zu einer Schlussfolgerung kommen möchte, dann die, dass man keine Jobs mehr schaffen muss. "Jobs, Jobs, Jobs" haben Politiker in den letzten Jahrzehnten oft versprochen. Das Problem stellt sich aber gar nicht mehr in dieser Form. Agoria und die Arbeitsämter des Landes gehen davon aus, dass für jeden Job, der durch die Digitalisierung und Robotisierung verloren geht, 3,7 neue Jobangebote entstehen.
Das Problem ist aber, dass es immer schwieriger wird, diese neuen Stellen mit geeigneten Leuten zu besetzen. Da sind wir wieder beim Thema Fachkräftemangel. Das Problem ist sehr akut. Agoria und die Arbeitsämter rechnen damit, dass es schon 2021 mehr Jobangebote als Arbeitslose in Belgien geben wird.
Ohne Gegenmaßnahmen rechnet Agoria damit, dass bis 2030 584.000 Stellen nicht besetzt werden können. Das wäre für die belgische Wirtschaft ein übles Szenario. Wenn sich das verhindern ließe, könnte das für Belgien bis 2030 einen geschätzten Mehrwert von 95 Milliarden Euro fürs Bruttosozialprodukt bedeuten.
Produktivitätssteigerung
Durch die Digitalisierung werden alte Jobs verschwinden. Das steht für Jeroen Franssen so oder so fest. Aber: Agoria erwartet wegen der Digitalisierung und Robotisierung trotzdem eine , die zu ganz neuen Jobs führen wird. Für den Arbeitssuchenden bedeutete das aber, dass man sich den neuen Technologien anpassen muss.
Roboter und Maschinen werden uns viel und vor allem schwere Arbeit nicht nur abnehmen, sondern auch ohne Rücken- und Kopfschmerzen viel besser und effizienter erledigen. Aber diese Maschinen wollen auch bedient werden. Und deshalb müssen wir uns neue Kompetenzen aneignen.
Gefordert ist für Agoria jetzt jeder, der sich mit der Zukunft beschäftigt - ob nun die Politik, das Bildungswesen, oder jeder andere Sektor oder Jugendliche, der sich den kommenden Herausforderungen stellen möchte.
Wer die Gewinner und Verlierer sind, wird sich noch zeigen. Aber, wenn wir über Stellenangebote sprechen, dann geht Agoria davon aus, dass es zum Beispiel in der Landwirtschaft oder im Mediensektor zukünftig viel weniger Jobangebote geben wird. Aber auch der Verwaltungs- und Schalterbeamte befindet sich in der Gefahrenzone.
Eine steigende Nachfrage wird es laut Agoria zukünftig im Informatikbereich, im Unterrichtswesen und im Pflegesektor geben.
Empfehlungen
Jeroen Franssen hatte überraschende und weniger überraschende Aktionsempfehlungen. Lebenslanges Lernen zum Beispiel ist kein neues Thema. Agoria sagt, dass 4,5 Millionen arbeitende Menschen in Belgien sich regelmäßig weiterbilden müssten. Also Bildung und Weiterbildung ist eine Herkulesaufgabe.
Eine weitere Lösung könnte eine gezielt wirtschaftliche Migrationspolitik sein, die vor allem Fachkräfte in den belgischen Arbeitsmarkt integrieren soll. Überraschung: Im Alter sollte man nicht länger arbeiten. "Wo ist der Haken?", fragt man sich jetzt. Agoria schlägt vor, dass wir nicht länger sondern viel früher mit dem Arbeiten anfangen sollten. Das richtet sich vor allem an 18- bis 21- jährige Studenten, die schon parallel zum Studium in den Arbeitsmarkt einsteigen sollten.
Jeroen Franssen von Agoria ist davon überzeugt, dass man in den Betrieben von jungen Menschen einiges lernen kann. Zudem könne man diesen Studenten auch schon Aufgaben anvertrauen. Für die Studenten hätte das den Vorteil, dass sie ihre "Soziale Kompetenz" schärfen könnten.
mz/sr