Telefon, Notizbuch, Kugelschreiber und Fotoapparat - das sind seine ständigen Begleiter. Ob zu Hause, in Versammlungen oder bei Außenterminen - Christian Krings hält sich immer gesprächs- und aufnahmebereit. Das ist seine Bürgernähe. "Wenn mich jemand angerufen oder angesprochen hat, habe ich mir das sofort notiert und versucht, innerhalb von wenigen Tagen Kontakt aufzunehmen und schnell auf Situationen reagieren können", erklärt Krings. "Natürlich macht der Bürgermeister das nicht alleine. Er kommt mit diesem Problem ins Kollegium und das Kollegium entscheidet dann, was in dieser Situation gemacht wird. Und wenn es größere Sachen sind, müssen sie in den Stadtrat. Der Bürgermeister ist also kein Alleinunterhalter und Alleinherrscher."
Aber gerade das haben ihm seine Kritiker vorgeworfen - vor allem in den letzten Jahren, als Christian Krings und seine Freie Bürgerliste eine übermächtige Mehrheit im Stadtrat von St. Vith hatten. "Ich würde mich nicht als einen übermächtigen Bürgermeister bezeichnen, der gerne auf seine Macht aufgebaut hat, um Sachen durchzudrücken", sagt Krings rückblickend. "Aber natürlich muss man schonmal eine Linie vorgeben und halten können. Es ist enorm wichtig in der Politik, nicht bei jedem Einspruch oder jeder Verneinung einzuknicken, sonst kommt man nicht voran."
Als Christian Krings 1995 in die Kommunalpolitik einstieg, hatte er schon ein vielfältige berufliche Laufbahn hinter sich. Der Bauernsohn, dem das erträumte Studium der Veterinärmedizin verwehrt blieb, hatte sich hoch gearbeitet: vom Waldarbeiter zum Schlosser und Möbel-Verkaufsleiter. "Ich bin nie ein Mensch gewesen, der gerne Macht gehabt hätte oder wollte. Aber ich habe immer gerne gestaltet und der Umgang mit Menschen war für mich immer eine große Freude. Die Leute zu erleben, wenn sie heiraten oder Goldhochzeit feiern, die vielen Jubiläen, wo man gratulieren darf - das hat mir immer sehr viel bedeutet."
Große Projekte
Besonders stolz ist Christian Krings auf die großen Projekte in seiner Amtszeit. Dazu gehört unter anderem das Kulturzentrum Triangel. "Viele Leute hatten doch große Bedenken und glaubten, das würde unbezahlbar für eine Gemeinde wie St. Vith. Und heute trägt es sich und bringt so einen großen Mehrwert für St. Vith und die ganze Gegend. Ich bin sehr glücklich, dass das gelingen konnte und wir gemeinsam den Mut hatten, das anzugehen und zu verwirklichen", so Krings.
Noch ein Projekt stieß anfangs auf Skepsis: die Freilegung des Schieferstollens in Recht. Eine Herzensangelegenheit für Christian Krings. "Ich bin zum ersten Mal 1985 mit einigen Leuten aus Recht in den Stollen abgestiegen und war beeindruckt von den großen Abbauhallen. Als ich 1995 Tourismusschöffe wurde, habe ich gedacht, wie toll es wäre, wenn man das der Öffentlichkeit zeigen könnte. Es war ein ungemein schwieriger Weg, aber wir haben ein tolles Team gefunden und den Verein aufgebaut", erinnert sich Krings. "Unter schwierigsten Bedingungen haben wir ehrenamtlich Tausende Stunden gearbeitet. Das schmiedet zusammen und es macht stolz, dass das gelungen ist."
Bis heute führt Christian Krings Gäste durch den Schieferstollen und das Blausteinmuseum. Er ist einer von 25 ehrenamtlichen Bergwerksführern. Eine Tätigkeit, bei der ihm auch sein eindrucksvolles Zahlengedächtnis zugute kommt.
Ausgleich zum Bürgermeisteralltag findet er aber auch draußen im Wald. Schon als junger Mann hat Christian Krings mit dem Orientierungslaufen begonnen. Hier findet er auch die Ruhe, um in Konfliktsituationen nach Lösungen zu suchen. Denn in seiner Amtszeit gab es auch Dinge, die nicht gelungen sind. "Es gab Menschen, die in der politischen Verantwortung gescheitert sind, und Weggefährten, die zurückgetreten sind. Heute tut es noch weh, an diese schwierigen Momente zurückzudenken und man stellt sich die Frage, ob man mehr hätte machen können, um ihnen zu helfen. Da denke ich oft drüber nach und leide manchmal auch darunter, aber auch schwere Momente gehören zu einem Amt. Es geht nicht alles reibungslos und gut."
Unterstützung von "Mausi"
Wenn es schwierig wurde, fand Christian Krings zu Hause Rückhalt und Unterstützung. "Ich darf meiner lieben Frau Anita, die ich 'Mausi' nenne, sehr herzlich danken. Sie hat mich diese 24 Jahre lang immer unterstützt, viele Telefongespräche angenommen und Fragen von Bürgern beantwortet. Für eine solche Frau kann man nur dankbar sein. Und auch meine Kinder haben das immer mitgetragen."
Dass er mit 69 Jahren aufhören würde, hatte Christian Krings schon 2015 angekündigt. Am Ende geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Es wird mir fehlen - da bin ich mir ganz sicher. Aber ich bin auch dankbar, dass so vieles gelingen konnte und dass ich jetzt mit fast 70 in einen neuen Lebensabschnitt eintreten kann, der mit wesentlich mehr Ruhe verbunden sein wird."
Mit relativer Ruhe, denn Christian Krings möchte auch nach wie vor ehrenamtlich tätig bleiben: als Bergwerksführer im Schieferstollen, als Präsident des Biermuseums und als Verwaltungsratsvorsitzender der Klinik St. Josef. Und beim Orientierungslauf will er in der Herrenklasse 70 noch einmal richtig durchstarten.
mb/mg