Eine der prominentesten Verschwörungstheorien ist wohl der Irrglaube, die US-Regierung sei verantwortlich für die Anschläge vom 11. September 2001. Aber auch Impfgegner werden gerne zu den Verschwörungstheoretikern gezählt. Was macht eine Verschwörungstheorie aus und wie kann man sie erkennen? Das war Thema eines Diskussionsabends in Eupen. Daran teilgenommen hat auch Prof. Michael Butter. Seit einigen Jahren hat er sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert.
"Der Verschwörungstheoretiker geht implizit oder explizit davon aus, dass es einen Plan gibt, dass da nichts durch Zufall geschieht, und dass es irgendeine Gruppe im Hintergrund gibt, die das alles lenkt", sagt Professor Butter im Gespräch mit dem BRF, "wenn man zu dieser Überzeugung gekommen ist, dann hat man die Grenze zur Verschwörungstheorie überschritten."
Eine Ursache für Verschwörungstheorien ist die Sehnsucht des Menschen, Muster zu erkennen, Zusammenhänge zu erkennen. Aber wie kann man sich davor schützen, falsche kausale Zusammenhänge zu sehen, wo eigentlich keine sind? "Ich glaube Skepsis ist immer wichtig", sagt Professor Butter, "aber nicht nur gegenüber der Erklärung, gegen die man sich richtet, sondern auch Skepsis gegenüber allzu einfachen Erklärungen, die dann zu Alternativerklärungen werden können." Wichtig sei "ein Anerkennen der Komplexität der Welt".
Der Begriff 'Fake News' wird immer häufiger genutzt. Das ist zwar etwas anderes als Verschwörungstheorien, aber sie begünstigen diese Theorien. "Fake News werden in die Welt gesetzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, jemanden zu manipulieren", erläutert Professor Butter, "die Absender, die Urheber oder Autoren wissen, dass das nicht stimmt." Bei Verschwörungstheorien ist das anders: "In den allermeisten Fällen sind Verschwörungstheoretiker wirklich der Überzeugung, die Wahrheit entdeckt zu haben. [...] Wenn die durch Fake News befeuert werden, entsteht ein Konglomerat und so eine Wechselwirkung, die dann wirklich ganz problematisch sein kann."
An der Diskussion in Eupen haben zwei weitere renommierte Wissenschaftler auf dem Gebiet der Verschwörungstheorien teilgenommen. Zum einen der Psychologe Dr. Sebastian Bartoschek, der schon seit Mitte der 1990 Verschwörungstheorien untersucht sowie Jan Rathje. Der Politikwissenschaftler koordiniert das Projekt "No World Order. Handeln gegen Verschwörungsideologien" der Amadeu Antonio Stiftung.
okr/est