Reanimationskurs auf dem Freitagsmarkt in Eupen. Staying' alive von den Bee Gees ist ein Song, der Leben retten kann. Folgt man seinem Rhythmus, weiß man ungefähr, wie schnell man auf den Brustkorb pressen sollte, um eine Herzdruckmassage durchzuführen. "Es ist ein Rhythmus von 30 Mal drücken und zwei Mal beatmen", erklärt Sandra Klinges, Dozentin an der Autonomen Hochschule.
In Belgien sterben jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an plötzlichem Herztod. Wird jemand Zeuge eines Herzstillstands, ist ein sofortiges Eingreifen notwendig. Durch den Beginn von Reanimationsmaßnahmen durch Laien könnten in Belgien jedes Jahr fast 3.000 Menschenleben gerettet werden, sagen die Organisatoren.
"Am Mittwoch war der weltweite Tag der Reanimation und man stellt einfach fest, dass viele Menschen Angst haben zu reanimieren. Deswegen will man der Bevölkerung das nochmal ein wenig nahebringen. Viele Leute wissen auch nicht, dass solche Situationen ganz häufig im Privatleben vorkommt. Oft ist es kein Fremder, den man reanimieren muss, sondern jemand aus der Familie", weiß Sandra Klinges.
Ein Besucher des Freitagsmarkts zögert nicht lange und probt Wiederbelebung. "Da ich das seit dem fünften Primarschuljahr nicht mehr gemacht habe, habe ich mir gedacht, es ist wichtig, das nochmal aufzufrischen und das Bewusstsein dafür zu schüren, denn es kann jeden Tag passieren", sagt Gerd Schunck. Auch andere Marktbesucher nutzen die Gelegenheit, lebensrettende Herzdruckmassage zu testen. "Ich denke, das kann immer nützlich sein", sagt Marielle Peiffer. "Ein Kollege von mir musste bereits durch einen anderen Kollegen reanimiert werden, weil er einen Herzinfarkt bekommen hatte. Er hat zum Glück überlebt."
Während auch Gesundheitsminister Antonios Antoniadis seine Reanimationsfähigkeiten prüft, wird den Passanten vorgeführt, wie ein sogenannter Heimlich-Handgriff durchgeführt wird. Die Oberbauchkompression muss bei drohender Erstickung, beispielsweise durch einen Fremdkörper, durchgeführt werden.
Inzwischen hat auch der Minister sein Opfer gerettet. "Zum Glück hat das Opfer überlebt, da freue ich mich drüber. Ich habe schon vor einem Jahr geübt, aber festgestellt, dass ich wieder einiges vergessen habe. Deswegen sollte man Reanimieren auch regelmäßig üben, damit man für den Ernstfall auch nichts verlernt", sagt Antoniadis.
In Europa und Belgien beginnen nur 20 Prozent der Zeugen von Herzstillstand mit der Wiederbelebung. Mit der europaweiten Aktion soll jedem bewusst gemacht werden, dass jeder Mensch Leben retten kann.
cd/mg