360.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Europa an Brustkrebs. Alleine in Belgien sind es über 10.000 pro Jahr. Eine von ihnen ist Karine Vanommeslaeghe. Sie war 45 Jahre, als bei ihr ein Tumor entdeckt wurde. "Ich habe einen Knoten in meiner Achselhöhle gespürt, der war so groß wie ein Tischtennisball. Ich habe am Anfang gedacht, dass das etwas Hormonelles ist. Ich habe dann einen Monat gewartet, eh ich zum Hausarzt gegangen bin. Der Hausarzt hat mich dann sofort ins Krankenhaus geschickt, um eine Biopsie zu machen", erzählt Karine Vanommeslaeghe.
Im Dezember 2016 hat sie dann von ihrer Hausärztin die Nachricht bekommen, dass sie einen Onkologen aufsuchen muss. "Ich bin zu Dr. Wolter gegangen, er hat mir dann gesagt, dass ich Krebs habe. Aber bei mir war es etwas speziell, da man den primitiven Tumor nie gefunden hat. Das unter meiner Achsel war schon eine Metastase, die fünf Zentimeter groß und sehr aggressiv war. "
Es folgten mehrere Chemotherapien, in der Hoffnung, dass der Tumor schrumpfte. Die Therapie schlug an, der Tumor wurde kleiner und konnte operativ entfernt werden. Anschließend folgten die Bestrahlung und eine Hormontherapie, die sie allerdings wegen zu vielen Nebenwirkungen abgebrochen hat. Seit einem Jahr ist ihre Behandlung abgeschlossen.
"Während der Therapien habe ich mich immer gut gefühlt. Ich hatte Übelkeit und war sehr müde, aber ich bin jeden Tag spazieren gegangen und habe weiter gelebt wie früher - nur langsamer. Ich habe auch sofort akzeptiert, dass ich Krebs habe. Ich habe mir gesagt, da musst du durch und du musst alles tun, damit es dir wieder besser geht." Angst habe sie zu keinem Zeitpunkt gehabt. Mit ihrer Familie und auch ihrem Sohn hat sie darüber gesprochen, aber der Krebs sollte nicht das Hauptthema sein.
Es sei sehr wichtig, darüber zu sprechen - auch sich auszutauschen mit anderen Krebspatienten. Karine hat sich dafür eingesetzt, dass in Eupen ein monatliches Treffen von Krebspatienten stattfindet. Organisiert wird das Treffen vom Patientenrat und -treff. "Da unter uns können wir uns wirklich alles erzählen. Wir können uns unterstützen und Tipps geben. Dafür braucht man sich nicht zu schämen - das gehört zum Leben dazu, wie der Tod, eine Scheidung oder Burn-Out."
Sport ist nach der Krebserkrankung besonders wichtig. Spazieren geht sie nach wie vor regelmäßig. Sie tankt bei schönem Wetter Energie an der frischen Luft, macht den Kopf frei. Die "Eiche" bietet in Eupen Sportkurse für Krebspatienten an. Und auch das Projekt "Back to move" im Eupener Krankenhaus zielt darauf ab, Krebspatienten wieder fit zu machen.
Ein Jahr nach der Behandlung ist Karine gesund. Eine Mammografie hat sie erst vor wenigen Wochen machen lassen, eine größere Untersuchung folgt noch im November. Von Heilung spricht man bei Krebspatienten allerdings erst nach zehn Jahren.
Während der Behandlungen hat sie alle ihre Haare verloren, dafür brauche man sich nicht zu schämen, sagt sie. Schließlich könne es jeden treffen. Das Problem sei, dass unsere Gesellschaft damit nicht klar kommt. Immer muss man schön, fit und am besten noch gebräunt sein. "Ich habe es am Anfang mit einer Perücke versucht, aber damit habe ich mich ganz komisch gefühlt. Danach habe ich dann Tücher ausprobiert und ich war dann auch Model dafür."
Behandelt wurde sie unter anderem in Eupen. Onkologe Dr. Pascal Wolter ist nach wie vor ein Ansprechpartner für sie. Er erklärt Nicht-Medizinern Brustkrebs so: "In unserem Körper ist geregelt, welche Zelle wann wachsen darf und wann nicht. Krebs bedeutet eigentlich, dass eine Zelle unkontrolliert wächst und aufgrund der Tatsache, dass jede genetische Veränderung eine andere Folge haben kann, gibt es eben viele verschiedene Arten Brustkrebs."
Bevor der Onkologe jedoch einbezogen wird, steht erst einmal eine Mammografie an. Diese wird von einem Radiologen durchgeführt. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden in Belgien alle zwei Jahre zu einem solchen Brust-Screening eingeladen, der sogenannte Mammotest ist dann kostenlos. Dabei können die kleinsten Veränderungen in der Brust festgestellt werden, ein anschließender Ultraschall und eine Biopsie bringen dann noch mehr Gewissheit.
Die große Mehrheit der Brustkrebspatientinnen könne geheilt werden, sagt der Onkologe. Allerdings hänge das auch immer vom Stadium der Krankheit ab. Bei Karine Vanommeslaeghe hat die Behandlung angeschlagen. Heute geht es ihr gut, bald möchte sie wieder arbeiten gehen. Sie schaut positiv in die Zukunft. "Ich möchte nicht mehr dieselben Fehler machen wie vor der Krankheit. Ich habe gelernt, Nein zu sagen. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch, mit einer neuen Chance. Das möchte ich nutzen und genießen."
Lena Orban