150.000 praktizierende Buddhisten soll es in Belgien geben. Die Buddhistische Union Belgiens geht aber davon aus, dass es noch viel mehr Anhänger und Sympathisanten gibt.
Die belgischen Buddhisten wünschen, dass der Buddhismus vom Staat offiziell als Lebensphilosophie anerkannt wird. Bei Justizminister Koen Geens soll dazu auch schon ein Gesetzentwurf liegen, der noch dem Ministerrat unterbreitet werden müsste. Tatsache ist aber, dass die belgischen Buddhisten sich schon seit zwölf Jahren um eine Anerkennung bemühen. Bisher ist daraus aber nie was geworden.
Bei einem solchen Antrag müssen die Regionen und Provinzen des Landes ein Gutachten schreiben. Und die Zeitung De Standaard berichtete bereits, dass die fünf flämischen Provinzen sich schon darauf geeinigt hätten, sich negativ über den Antrag auszusprechen.
Die Provinzen machen sich vor allem Sorgen über die finanziellen Konsequenzen. Bei einer Anerkennung müssten Gebäude, Bibliotheken und Schulungseinrichtungen der Buddhisten Subsidien erhalten.
Was aber vor allem relevant ist: Sollte der Buddhismus als Lebensphilosophie offiziell anerkannt werden, dann müssten alle Schulen des Gemeinschaftsunterrichtswesens - also auch die in Ostbelgien - Buddhismus als Unterrichtsfach anbieten.
Carlo Luyckx, der Vorsitzende der Buddhistischen Union Belgiens, fände es nicht nur gut, wenn Eltern Buddhismus als Wahlfach für ihre Kinder in Anspruch nehmen könnten. Durch eine staatliche Anerkennung wäre dem Buddhismus - genau wie den anderen anerkannten Kulten - eine finanzielle Unterstützung sicher.
Es könnten buddhistische Lehrmeister ausgebildet werden und auch in Gefängnissen oder Krankenhäusern als Unterstützung der Glaubensbrüder eingesetzt werden. In dem Fall ginge es dann nicht ums Beten, sondern ums Meditieren.
Unabhängigkeit
Ein ausgesprochener Gegner des Systems ist ausgerechnet ein Vorgänger von Carlo Luyckx. Der Psychiater Edel Maex war selber Vorsitzender der Buddhistischen Union Belgiens von 2008 bis 2010. Damals hatte er sich selber für eine Anerkennung stark gemacht, hat seine Meinung aber inzwischen radikal geändert. Er sagt, eine Anerkennung wäre das Schlimmste, was dem Buddhismus in Belgien passieren könnte.
Luyckx wünscht sich eigentlich, dass das ganze System der Finanzierung aller Glaubensgemeinschaften abgeschafft wird. Er nennt das ein historisches Relikt, das ganz im Widerspruch zum Prinzip von der Trennung von Kirche und Staat steht.
Was viele nicht wissen, ist, dass Priester in Belgien nicht von der Kirche bezahlt werden, sondern auf der Gehaltsliste des Justizministeriums stehen. Das gilt auch für Imame oder die humanistischen Consulenten der Freigeistigen Weltanschauungsgemeinschaft.
Maex findet, dass der Buddhismus in Belgien bislang gut ohne den Staat ausgekommen sei und auf eigenen Beinen stehen kann. Er habe aber den Verdacht, dass der Staat das System beibehalten möchte, um so eine bessere Kontrolle über den Islam zu bewahren.
Manuel Zimmermann
Eigentlich gibt es gar keinen plausiblen Grund, den Buddhismus nicht offiziell als Lebensphilosophie anzuerkennen, denn als sogenannte Weltreligion mit fast 500 Millionen Anhängern hat er wohl die gleiche Legitimation wie die anderen in Belgien anerkannten Religionen.
Prinzipiell muss man Herrn Luycks jedoch recht geben. Die Finanzierung der Kulte bedarf angesichts einer fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft und eines zumindest theoretisch laizistischen Staatsgefüges dringend einer Neubewertung.
Statt dem Buddhismus eine staatliche Finanzierung zu ermöglichen oder die Schulen mit einem weiteren Religionsfach zu „beglücken“, dessen Organisation sie jetzt schon vor größte Probleme stellt, wäre es angebracht, den konfessionsgebundenen Bekenntnis-Religionsunterricht (der keinerlei staatlicher Kontrolle unterliegt!) zugunsten eines konfessionsübergreifenden Religionskunde- und Ethikunterrichtes abzuschaffen.
Entsprechende Vorschläge wurden vor einem Jahr von den Religionsinspektoren (!) in der Französischen Gemeinschaft unterbreitet. Die politisch Verantwortlichen sollten sich der Auseinandersetzung mit dieser Frage stellen.