Das Problem kennt doch jeder: Ganz hinten im Vorratsschrank versteckt sich das ein oder andere Lebensmittel, das mal aus Versehen im Einkaufswagen gelandet ist. Man kann es im Schrank stehen lassen, nie gebrauchen und dann - nachdem das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist - wegwerfen. Oder aber man bringt es zu sogenannten Fairteilern.
In Eupen gibt es gleich zwei solcher Kisten. Eine steht im Katharinenweg in Nispert. Dort hinein kann man die Lebensmittel legen, die man selber nicht mehr braucht. Gekennzeichnet ist die Kiste mit einem Foodsharing-Schild. Und am Mittwoch ist sie gut gefüllt: Viele Äpfel, Knäckebrot, Brotaufstriche oder eine Flasche Apfelessig sind nur einige Beispiele. Ein zweiter Standort in Eupen ist im Park Loten. Auch dort steht eine solche Kiste, angebracht auf einem Fahrrad. Und auch hier ist der Korb fast nie leer.
Die Initiatorin des Projektes, Joëlle Ramakers, erklärt den Sinn dahinter: "Ein Fairteiler ist ein Ort, an dem Lebensmittelspenden abgelegt oder abgeholt werden können, von jedem. Das Ziel von Foodsharing ist, etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu tun. Fairteiler sind einfach dazu da, dass Menschen leichter Lebensmittel untereinander teilen können, sie verschenken können."
Angefangen hat alles im Juli mit der Facebookgruppe "Foodsharing Ostbelgien". Anschließend wurden die Fairteiler in Eupen aufgestellt. Seit letzter Woche gibt es auch einen in Büllingen. Die nächste Idee von Joëlle Ramakers sind wetterbeständige Fairteiler. Dafür sind jedoch Sachspenden notwendig. Bisher werden sie nur durch eine Plastikhülle geschützt.
Nur unverderbliche Produkte
Wer etwas in einen Fairteiler hineinlegen möchte, muss ein paar Regeln beachten. "Die Fairteiler werden rege benutzt und die Leute legen alles mögliche dort hinein. Das geht von Konserven über Tee bis hin zu Reis oder Nudeln – alles Produkte, die sich lange halten. Leicht verderbliche Lebensmittel, Lebensmittel die gekühlt werden müssen oder Alkohol dürfen nicht in den Fairteiler."
Die Fairteiler werden viel genutzt. Auch Miriam Elebe schaut regelmäßig rein. "Da ich jeden Tag hier vorbei laufe, schaue ich immer hinein und nehme mir dann auch etwas raus. Wie heute zum Beispiel den Natur-Vollkornreis. Hinten stehen Rezepte drauf, da kann man sich dann auch noch überlegen, was man abends kocht."
"Es macht auch Spaß zu beobachten, wer vor einem am Fairteiler war. Manchmal trifft man sich hier, trifft auf Leute, die gerade etwas hinein legen. Das ist ein schönes Miteinander. Man tauscht sich auch aus."
Menschen, die der ganzen Aktion eher kritisch gegenüber stehen, sagt Joëlle Ramakers: "Wir wollen eigentlich keinen Überzeugen. Die, die das Vertrauen haben, nutzen das, andere eben nicht. Kritikern würde ich sagen, dass sie es sich mal anschauen sollen. Da sind oft Lebensmittel bei, die perfekt und lecker sind. Es geht ja nicht darum, alte vergammelte Sachen an den Mann oder die Frau zu bringen."
Lena Orban