Wer in diesen Tagen durch die Wälder geht, hat bestimmt einige Fichten entdeckt, deren Nadeln sich rot-braun verfärben. Ein typisches Zeichen dafür, dass Borkenkäfer den Baum befallen haben.
"Im Grunde findet man den Borkenkäfer überall im Wald. Allerdings waren die Wetterbedingungen in den letzten Monaten ideal für den Borkenkäfer. Er konnte sich sehr stark vermehren. Gleichzeitig hat das heiße und trockene Wetter seit dem Frühling die Bäume geschwächt. Das bedeutet, dass eine Schar von Borkenkäfern jetzt leichtes Spiel hat und die Bäume schädigen kann", erklärt Vincent Colson vom Beratungsdienst private Waldbesitzer der Wallonischen Region.
Nur Fichten sind betroffen. Zehntausende Borkenkäfer und ihre Larven können einen einzelnen Baum bevölkern. Die klassischen Symptome für den Befall sind zunächst rostbraune Nadeln, die später ganz abfallen. Aus dem Stamm tritt Harz aus - eine Abwehrreaktion des Baums. Schabt man die Rinde ab, so erkennt man dahinter kleine stecknadelkopfgroße Tunnel, die der Borkenkäfer gegraben hat.
"Der Borkenkäfer lebt zwischen Rinde und Holz. Er dringt nicht ins Holz ein. Unter der Rinde gräbt er Kanäle, in denen er seine Eier ablegt. Dort wachsen die neuen Larven heran, die dann wiederum den Baum schädigen. Die ausgewachsenen Borkenkäfer können anschließend auf andere Bäume übersiedeln und sich so ausbreiten. Da müssen wir sehr wachsam sein", so Vincent Colson. Ein Aufruf, der allen gilt, die einen Wald bewirtschaften oder ein Stück Wald besitzen.
"Wir wissen noch nicht, wie weit sich der Borkenkäfer ausbreiten wird. Das Wetter ist weiterhin günstig. Wir werden also auch im Herbst sicher noch erste Anzeichen für Borkenkäferbefall sehen. Wir befürchten, dass uns das Thema bis ins nächste Frühjahr beschäftigen wird. Stellen wir einen Befall fest, versuchen wir, den betroffenen Baum so schnell wie möglich aus dem Wald raus zu holen", sagt Vincent Colson.
Dazu wird der Baum gefällt. Dabei gilt es, darauf zu achten, dass die Borkenkäfer den Baum möglichst nicht verlassen, um andere Bäume zu befallen. Hat sich der Borkenkäfer schon auf vielen Bäumen in einem Waldstück breitgemacht, sollten Waldbesitzer Hilfe holen. "Sind beispielsweise zehn Bäume befallen, bedeutet das nicht, dass man gleich alle Bäume in der Parzelle fällen muss. Dann ist es Aufgabe für uns Forst-Experten, vor Ort zu analysieren, was am besten zu tun ist."
Fichten, denen Borkenkäfer zugesetzt haben, verlieren etwa 20 bis 30 Prozent an Wert. Und das auch nur, wenn sie rechtzeitig gefällt werden. Die Borkenkäferplage ist auch in Deutschland und Frankreich zu spüren. Experten erwarten, dass sie auch den Holzpreis beeinflussen wird. Wie stark, können sie aber noch nicht abschätzen.
Olivier Krickel