Allein im Bereich Rassismus hat Unia im vergangenen Jahr knapp 800 Fälle bearbeitet. Was hat sich sonst noch in puncto Chancengleichheit getan?
Astrid Eichstädt: Wir haben enorm viele Fälle bearbeitet, d.h. wir haben viele Anträge von Bürgern bekommen landesweit. In der DG waren es verhältnismäßig wenig. Wir haben auch eine Sprechstunde auf deutsch. Ich ermutige alle, die sich diskriminiert fühlen, sich bei uns zu melden. Auch in den sozialen Medien ist 2017 viel passiert. Wir arbeiten eng mit der Europäischen Kommission zusammen. Mit ihr überwachen wir, wie soziale Medien auf Hasskommentare reagieren. Es hat aber auch Verurteilungen gegeben. Das Internet ist keine rechtsfreie Zone. Die Meinungsfreiheit ist breit, aber es gibt Grenzen. Dazu gibt es auch Infos auf unserer Webseite Unia.be.
Sie haben landesweit einen starken Anstieg von Rassismus beobachtet. Wie gehen sie bei solchen Anträgen vor?
Astrid Eichstädt: Der Bürger kann sich bei uns melden - telefonisch oder per Mail. Die Koordinatorin schickt das dann an Spezialisten in den verschiedenen Bereichen. Das können gewisse Diskriminierungsmerkmale sein, wie Rassismus oder spezielle Bereiche wie Bildung, Arbeit oder Polizei und Justiz. Das geht von persönlichen bis hin zu gerichtlichen Verhandlungen. Aber von 6.000 Fällen waren nur ein Dutzend vor Gericht. Wir können oft juristisch helfen. Ansonsten geben wir die Fälle an unsere lokalen Partner weiter.
Derzeit laufen die Projekte "Chancengleichheit Wählen" und "Gib mir eine Minute". Was sind das für Projekte?
Astrid Eichstädt: "Chancengleichheit Wählen" ist eine Webseite, auf der wir die Leute dazu ermutigen, gute Beisiele auf Gemeindeebene zu teilen. Gehen Sie ruhig auf die Seite und lassen sich inspirieren - und bitte füttern Sie die Seite, wenn Sie schöne Projekte kennen, die von der Gemeinde umgesetzt werden. Das andere Projekt "Gib mir eine Minute" richtet sich an Sekundarschüler der 5., 6. und 7. Klasse. Da soll man als Klasse oder Schülergruppe zusammenfassen, was man gegen Rassismus tun würde, wenn man Bürgermeister wäre. Es gibt bei dem Projekt zwei Mal 5.000 Euro zu gewinnen. Ich würde mich freuen, wenn Teilnehmer aus der DG dabei wären.
Raffaela Schaus