Drei Viertel aller jungen Frauen nehmen die Antibabypille - aber: der Verkauf ist in den letzten fünf Jahren zurückgegangen. Laut einer wallonischen Studie ist jede zweite Frau skeptisch gegenüber hormoneller Verhütung.
Auch in Ostbelgien setzen mehr und mehr Frauen die Pille ab. "Die Pille diente für mich in erster Linie der Regelung des Zyklus'. Ich hatte dadurch zuerst weniger Schmerzen, doch nach einer Zeit sind die Beschwerden wieder aufgetaucht, darunter auch Stimmungsschwankungen. Für mich war es dann keine Option mehr", erzählt Viviane. Ganz ähnlich erging es Jana. "Ich habe auch jahrelang die Pille genommen. Doch ich hatte Stimmungsschwankungen und Migräne. Jetzt nehme ich die Minipille", erzählt sie.
Die Minipille verzichtet auf Östrogen, Hauptbestandteil der herkömmlichen Pille. Solche Hormone können Nebenwirkungen auslösen. Aber woran merkt man, ob allgemeine Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder Kopfschmerzen tatsächlich durch die Pille kommen? "Wenn Frauen schon seit Jahren die Pille nehmen, aber seit einigen Monaten mehr Beschwerden haben, dann sollten sie die Pille mal einen Monat lang absetzen und schauen, wie sie sich fühlen", rät Gynäkologe Dr. Jean-Pierre Nyssen.
Jede Frau reagiert anders auf Medikamente. Wie die Pille wirkt, ist also von Frau zu Frau verschieden. Die Einnahme kann aber auch positive Nebenwirkungen haben, "zum Beispiel weniger starke Periodenschmerzen, ein geringeres Risiko für Gebärmutter- und Eierstockkrebs und weniger Eierstockzysten", erklärt Dr. Nyssen.
Jahrzehntelang galt die Pille als DAS Symbol der Frauenbewegung. Heute sind Feministinnen skeptisch geworden: Warum müssen Frauen die Verhütung übernehmen? "Kontrazeptive Hormone für den Mann sind schwer zu entwickeln. Eine Frau hat nur einmal im Monat einen Eisprung, ein Mann produziert aber jeden Tag Samen. Es ist viel einfach, etwas zu stoppen, das einmal im Monat stattfindet, als etwas zu stoppen, was täglich stattfindet", weiß Dr. Nyssen.
Die meisten Frauen stört es aber einfach nur, jeden Tag an die Pille denken zu müssen. "Die sicherste Verhütung ist natürlich die, die man nicht vergessen kann: zum Beispiel das Stäbchen im Arm, das Hormonimplantat oder eine sogenannte Spirale. Das sind sehr sichere Verhütungen, weil sie ständig im Körper sind und ständig wirken", erklärt Dr. Nyssen.
Wer trotzdem auf Hormone verzichten möchte, kann auf Alternativen wie die Kupferspirale setzen. Doch die eine richtige Methode für alle gibt es nicht. Jeder Körper ist anders. Wichtig ist daher, sich beim Arzt persönlich beraten zu lassen.
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