Ralf Hellenbrandt schaut auf die Uhr. Gleich muss er kommen, der Bus, der die Industriezone II mit St. Vith verbindet. Unterhalb der Dach- und Bauschreinerei Quetsch hat die Nahverkehrsgesellschaft TEC eine neue Haltestelle eingerichtet, von der die umliegenden Betriebe profitieren sollen: "Die Firma Huppertz zum Beispiel, die mich extrem stark unterstützt hat, die Firma Quetsch, Menova, Unternehmen, die viel Personal haben, die haben mit gedrückt", beruft sich Hellenbrandt auf das Interesse. "Aber ich kann auch nicht die Leute an den Haaren herbeiziehen und sagen: So, jetzt fahrt ihr mit dem Bus."
Stattdessen macht der Unternehmer eine ganz einfache Rechnung auf: "Ich würde jedem empfehlen, eine Jahreskarte zu kaufen, die kostet 400 Euro in unserer Zone, teilen wir das mal durch 300 Tage, so ein billiges Auto gibt's nicht."
Unterstützt wird Ralf Hellenbrandt in seinem Bemühen um eine Busanbindung der Industriezone von der Regionalabgeordneten Jenny Baltus-Möres. Sie und der Europaabgeordnete Pascal Arimont haben Türen geöffnet, beim zuständigen Minister Carlo Di Antonio und bei der TEC Lüttich-Verviers.
Die Nahverkehrsgesellschaft ging sogar auf die Vorschläge ein und erklärte sich zu einer ersten Testphase bereit - im Frühjahr pünktlich zu den Schnupperwochen. Allerdings mit mäßigem Erfolg: "Man hat mir sogar mitgeteilt, dass es gar keine Nutzung gegeben habe", sagt die Regionalabgeordnete. "Die Nachfrage bei den Unternehmern hat aber ergeben, dass doch hin und wieder einige Leute die neuen Haltestellen nutzen konnten ..."
Ein weiteres Argument für eine dauerhafte Anbindung der Industriezone II ist, dass sich hier einiges tut. So hat sich dort etwa der Stromverteiler Ores niedergelassen, die Post will ein Verteilungszentrum einrichten. Und die Unternehmen boomen. Die TEC ließ sich dazu erweichen, eine weitere Testphase laufen zu lassen - diesmal über vier Monate, bis zum Jahresende. Außerdem sind die Haltestellen nun besser als solche zu erkennen und es wurden Fahrpläne angebracht.
Darum nimmt Ralf Hellenbrandt auch alle bisherigen Unterstützer und potenziellen Nutzer in die Pflicht: "Wir müssen weitermachen, sonst war die ganze Arbeit für nix. Wenn die TEC erst einmal ihre Bushaltestellen zurückzieht, dann war's das." Deshalb sind er und seine Mitstreiter mit gutem Beispiel vorangegangen. Und wir konnten feststellen", sagt Jenny Baltus-Möres, "dass es sehr angenehm ist in den modernen Bussen. Also: warum nicht mit dem Bus zur Arbeit?"
Stephan Pesch