Sie sitzen praktisch auf gepackten Koffern: Bruder Michael Ertl, 52 Jahre, übernimmt eine neue Tätigkeit in einem Spiritualitätszentrum der Ordensgemeinschaft in Nemi bei Rom. Schwester Elisabeth Ossemann, 82, und der nur ein Jahr jüngere Pater Peter Mertes ziehen ins Mutterhaus des Ordens nach Steyl, südlich von Venlo. "Jetzt kommt etwas Neues. Und wir haben nicht mehr die ganze Sorge um Haus und Gelände, den Garten, Küche, Heizung, Strom... Es wurde einfach auch zu groß", sagt Peter Mertes.
Peter Mertes, der selbst aus Montenau kommt, ist 1987, als sich schon mal die Frage nach der Zukunft des Klosters stellte, mit einer Gebetsgemeinschaft in die ehemalige Villa Grisar eingezogen, die seit 1928 dem Steyler Orden gehört. "Wir haben 31 Jahre dieses Leben der Stille, des Empfangs von Leuten, des Gebetes hier erfahren und, ich denke, auch etwas von diesem Reichtum weitergeben können."
Elisabeth Ossemann aus Eupen, von Beruf Familienhelferin, gehört der Gemeinschaft seit 22 Jahren an. Michael Ertl, der aus Süddeutschland stammt, war zunächst als Steyler Missionar in Chile tätig und fühlte sich stärker zum kontemplativen Leben in Stille und Gebet hingezogen. "Meinen ersten Heimaturlaub habe ich dann genutzt, um diese Gemeinschaft hier zu besuchen und kennenzulernen. Ich fühlte mich sehr angesprochen von der Lebensweise hier im Haus und habe um Erlaubnis gefragt, mich dieser Gemeinschaft anschließen zu dürfen", erinnert sich Michael Ertl.
Ausschlaggebend waren für ihn dabei auch der Empfang von Gästen im Kloster in Montenau. "Die kamen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum und aus der ganzen Welt. Dadurch, dass wir in Sankt Augustin bei Bonn ein internationales Priesterseminar haben, kamen von dort immer wieder die jungen Mitbrüder, um hier ihre Exerzitien zu machen."
Andere Gäste kamen, um im Kloster Montenau Ruhe zu finden, wieder andere, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen. "Es geht aber nicht, dass wir den Leuten fertige Antworten geben. Vielmehr wollen wir ihnen mit Fragen helfen, zu sich selbst und zum eigenen Weg zu finden", sagt Peter Mertes.
Wie selbstverständlich lief auch das Mit- und Nebeneinander zwischen der Gebetsgemeinschaft und der VoG Bildungsstätte. Sie hatte auch 1987 ihre Arbeit aufgenommen und nutzte den geräumigen Anbau. In den 1990er Jahren zählte sie über 8.000 Übernachtungen pro Jahr, zuletzt waren es noch knapp 5.000. "Wir haben als Ordensgemeinschaft den Laien immer den nötigen Raum gegeben. Die Leute konnten immer auch die Kapelle nutzen. Weil wir uns gegenseitig die Freiheit gelassen haben, hat das eigentlich immer sehr gut funktioniert", so Mertes.
An diesem Sonntag nehmen nun die Steyler Ordensgemeinschaft und die VoG Bildungsstätte gemeinsam Abschied vom Kloster Montenau - mit einem Gottesdienst um 14 Uhr in der Kirche von Iveldingen und einer Feier in der Schützenhalle.
Das Kloster selbst sucht einen Käufer und damit wohl auch eine neue Nutzung. "Leider kann ich heute nicht viel darüber sagen, weil noch kein Kaufvertrag abgeschlossen worden ist. Das wird sehr davon abhängen, wer dieses Gebäude übernimmt - darüber können wir dann eigentlich in dem Sinne nicht mehr verfügen", so Mertes.
Stephan Pesch
Es tut mir sehr sehr leid dass diese Ära dort in Montenau zu Ende geht. Dreimal habe ich dort einen Kurzurlaub verbracht : im August 1998 zusammen mit meinem Vater & danach auch noch im Juli und September 2001 mit meinem im 2004 verstorbenen Bruder. Heimweh erfüllt mich jetzt !
Auch ich durfte öfters Zeit dort verbringen. Aufgefallen ist mir dabei die Bevölkerung der Umgebung, die sich mit dem Kloster identifizierte. Dies hat viel beigetragen zum langen und segensreichen Wirken der Ordensleute . Daher mein aufrichtiges VERGELT'S GOTT!
"Aufgefallen ist mir dabei die Bevölkerung der Umgebung, die sich mit dem Kloster identifizierte."
Ja, leider hat sich hier mittlerweile viel geändert, Herr Brunner-SVD. Der Wind dreht ganz rapide nach rechts, wenn Sie verstehen was ich meine. Viele junge Familien haben unsere Traditionen, das was unsere einst so stolze DG ausmachte, einfach verloren bzw. haben unsere Identität als christliches Grenzland aufgegeben indem sie sich dem wallonischen Zeitgeist des Atheismus anschließen bzw. sich nur noch als irgendwelche namenlose "Belgier" ohne den Fokus auf unsere Wurzeln von Deutsch-Ostbelgien fühlen.
Hinzu kommt sicher der Großkapitalismus, den man an den dicken Autos, den superteuren Fahrradtrikots und den massiv gebauten Riesenbruchsteinhäusern einigen Großfamilien sofort anmerken kann. Ich will nicht materiellen Reichtum generell schlechtreden, dennoch hat nie jemand bisher nach dem Tod dadurch Schätze im Himmel angehäuft, sondern sich sicher oft genug gefragt, ob man nicht besser mit dem finanziellen Überfluss etwas für die Bedürftigen hätte anstellen sollen.