"Wir machen eine Krone. Da kann man ein Teelicht rein stellen. Als erstes machen wir eine runde Tonplatte und dann machen wir die Zacken", erklärt Fynn, der zum ersten Mal bei den Töpferferien ist.
Der Neunjährige sitzt zusammen mit einem Dutzend weiterer Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an einem langen Tisch im Atelier der Burg Raeren. Alle haben einen Tonklumpen vor sich liegen. "Es ist schwer, das richtig glatt zu machen. Man hat immer Fingerabdrücke drin und das ist schwer wegzumachen", erklärt Fynn.
Es ist schon die dritte Woche bei den Töpferferien - und auch sie ist wie alle vier Termine komplett ausgebucht. Seit einigen Jahren bietet die Burg Raeren dieses Programm an - mit großem Erfolg. "Dieses Jahr war es ganz extrem. Wir hatten den Flyer noch nicht raus und schon war fast alles ausgebucht", erzählt Barbara Bong. "Wir haben teilweise noch Kinder auf der Warteliste stehen, obwohl wir schon vier Wochen anbieten. Wir waren positiv überrascht."
Auch für Barbara Bong ist es die erste Ferienaktion. Seit März ist die studierte Kunsthistorikerin und Musikwissenschaftlerin neue Museumspädagogin an der Burg Raeren. Sie kümmert sich vor allem um die kleinen Besucher. Die kommen nicht nur während der Ferien, sondern das ganze Jahr über. "Während des Jahres haben wir viele Schulklassen und verschiedene Projekte, zum Beispiel ein archäologisches Projekt. Wir machen dann mit den Kindern Ausgrabungen, gucken, was gefunden worden ist und wie man es als Wissenschaftler zuordnen kann", erklärt Bong. "Mir ist es wichtig, die Verbindung mit der heutigen Zeit zu finden und den Kindern zu vermitteln, warum man die Sachen behält."
Barbara Bongs erste Erfahrungen mit den museumspädagogischen Projekten in Raeren sind sehr positiv. Die Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit der Kinder sei groß. "Die Kinder sind sowohl im Museum als auch im Atelier immer sehr begeistert." In diesen Ferien gibt es Unterstützung von Kushi Grazini. "Sie ist gelernte Töpferin. Da können wir ganz viel dazu lernen. Auch die, die schon Jahre davor dabei waren, fragen immer, ob sie neue Techniken lernen können."
So wie Mio. Der Neunjährige kommt seit drei Jahren in den Sommerferien zum Töpfern in die Burg und ist schon ein kleiner Profi. "Ich habe schon den Boden gemacht und angekratzt, damit er hält. Das ist so eine Art Kleber. Die Krone habe ich auch schon angekratzt, die Zacken reingemacht und gerade abgeschnitten. Ohne das Ankratzen und Verstreichen würde es nicht halten und im Ofen abfallen", erklärt der kleine Töpfer. "Ich bin jetzt gerade beim Verstreichen der nassen Wulst, damit das besser hält. Das ist eine neue Technik, die ich jetzt lerne."
Auch Nia gehört schon zu den erfahrenen Teilnehmern. Die Neunjährige hat sogar zu Hause ihr eigenes Töpferset. "Ich kann schon ganz gut töpfern. Ich habe schon mal eine Tiermaske getöpfert. Die ist dann auf einem Plakat gelandet. Das hat mich sehr gefreut."
Begeisterungsfähigkeit und Lernfreude bringen viele Kinder mit. Das freut die Museumspädagogin Barbara Bong. "Bei den Kindern, die schon öfter bei uns waren, merkt man, dass sie auch wirklich was behalten. Es ist auch immer schön zu sehen, dass die älteren Kinder den kleineren schon viel selber erklären können."
Vor allem wenn Barbara Bong von aufregenden archäologischen Funden erzählt, von den Schiffswracks der Batavia und Mary Rose - dann wird die Geschichte der Raerener Töpfertradition spannend und lebendig. "Man hat Steinzeug in der ganzen Welt gefunden: in Afrika, Australien, Amerika, England - das macht das Ganze natürlich auch noch spannend."
Michaela Brück