Wer noch nie Drogen konsumiert hat, sollte auf Festivals erst recht nicht damit anfangen. Und das aus einem einfachen Grund, sagt Damien Nyssen, Psychiater am Beratungs- und Therapiezentrum in Eupen. "Das ist mit Sicherheit kein sicherer Ort für den Konsum. Es ist ein Ort, der völlig unkontrollierbar ist, allein durch diese Masse an Menschen, die einen schnell verunsichern können."
"Die Qualität der Droge ist auch meistens fraglich auf so einem Festival, weil die Dealer anonym bleiben und nur wegen Profitgier ihren Handel dort betreiben. Also kein sicherer Ort, um einen vernünftigeren Konsum zu betreiben "
Ein wichtiger Punkt: "Saver Use" - der sichere Umgang. "Da gibt es ein paar allgemeine Regeln. Man sollte jemanden bei sich haben, der nüchtern ist und vielleicht auch Erfahrung hat mit der Droge, die man konsumieren will. Der darauf achtet, dass man nicht fehlhandelt, der einen im Rausch vielleicht auch beruhigen kann. Und der gegebenenfalls auch den Rettungsdienst rufen kann, falls Hilfe benötigt wird."
Anderer Konsum
Erschreckend ist, wie viele Menschen sich zugedröhnt noch hinter das Steuer setzen und Auto fahren. Besonders am Wochenende fällt das bei Polizeikontrollen auf. "Fakt ist, dass bei sehr vielen Veranstaltungen Drogen genommen werden und dass sich der Konsum in den letzten Jahren auch hier bei uns verändert hat", sagt René Trost, Zonenchef der Polizeizone Eifel.
Dabei sind es in der Eifel vor allem junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren bei denen ein Drogentest positiv ausfällt. In den letzten Jahren seien Drogen immer mehr zum Problem geworden, so Trost. Und davon bleibe auch nicht die Eifel verschont. Um das in den Griff zu bekommen, werde mittlerweile viel mehr kontrolliert.
Der Konsum hat sich also im Laufe der Jahre verändert. "Definitiv. Die Jugendliche konsumieren heute weniger Alkohol und Zigaretten. Sie weichen auf andere Drogen aus, die sie oft im Internet bestellen, wie zum Beispiel MDMA oder Amphetamine. Die Zugänglichkeit ist durch das Internet einfacher geworden", erklärt Damien Nyssen.
Durch das Internet sei man heutzutage aber auch besser informiert als früher, findet Therapeut Harry Simon. "Ich glaube, die Möglichkeiten, sich zu informieren, sind ganz gut. Das Internet ist eine große Ressource, weil es viele Quellen gibt. Es gibt drugcom.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Es gibt auch lokale Dienste, die aufklären, die ASL in Ostbelgien zum Beispiel. Auch die Leute, die zu uns kommen, stellen Fragen, die wir ihnen beantworten können."
Auch die Art der Drogen hat sich verändert. Der Trend gehe zu Mischdrogen, morgens Amphetamine, abends der Joint. Wohingegen früher nur eine Droge konsumiert wurde. Sogenannte Designerdrogen passen in unsere Zeit – man bildet sich ein, dass man durch sie leistungsfähiger wird – auch wenn das in Wirklichkeit nicht der Fall ist, so der Psychiater.
Gründe hinter dem Konsum
Wer auf Festivals und Partys Drogen konsumiert, hat oft andere Gründe dafür als Leute, die das still und heimlich zu Hause machen. Diese Gründe sind es, die die Suchtberater interessieren, erklärt Harry Simon. "Auf dem Festival hat es meistens eine soziale Funktion. Drogenkonsum hat immer eine Funktion, d.h es bedeutet immer was für mich, ich habe Gründe dafür. Im stillen Kämmerlein sind es wahrscheinlich andere Gründe. Als Drogenberater schauen wir uns diese Gründe an und fragen, was derjenige damit erreichen will. Und ob das auch auf unproblematischere Weise erreicht werden kann."
Auch wenn es mittlerweile ausführliche Informationen gibt und Aufklärungsarbeit geleistet wird, findet Polizist René Trost, dass bei Veranstaltungen vor Ort noch mehr getan werden könnte. "Veranstaltungen, die wirklich für Drogenkonsum bekannt sind, sollten durch die Verantwortlichen genau im Auge behalten werden. Es sollte mehr Kontrollen geben - oder vielleicht sollten solche Veranstaltungen sogar verboten werden."
Lena Orban